Im Rennen um den Preis der obskursten NWOBHM-Band liegen
DEEP SWITCH definitiv weit vorne. In bizarren Kostümen, corpsepaintartigen Make-Ups, Strapsen und Klamotten aus der Altkleiderkiste eines Wanderzirkus rückte die Band Mitte der 80er aus, um der sterbenden NWOBHM noch einmal Flügel zu verleihen. Ihr musikalisches Vermächtnis in Form ihres ersten und gleichzeitig letzten Albums
"Nine Inches Of God" präsentiert uns jetzt Shadow Kingdom Records. Und seither wissen wir, dass Spinal Tap tatsächlich existiert haben. Nur der Name wurde geändert…
Gitarrist Reverend Nice’s Liner Notes in dem
fetten, bis zum Anschlag mit kultigen Fotos und Anekdoten gefüllten Booklet strotzen vor Selbstironie und typisch englischem Humor. Köstlich! Das comicartige Cover mit der halb entblößten Nonne und die bizarren, witzigen Texte passen perfekt zu den mehr als schrägen Outfits der Truppe. Und die Musik? Nun,
DEEP SWITCH spielen eine durchaus
originelle Mischung aus NWOBHM und frühem Glam Metal, der deutliche Anleihen bei Alice Cooper und Sweet nimmt. Ob gelungene Stücke wie
"Pigfeeder" oder
"The Poison Lake" nun wirklich als Klassiker in die Metalgeschichte eingehen werden, wage ich zu bezweifeln, aber für ein wenig Kopfnicken und ein als spaßige Unterhaltung beim Biertrinken taugen sie allemal. Und natürlich haben wir es – wie bei allen NWOBHM-Bands – mit guten Musikern und einem passablen und eigenständigen Sänger zu tun.
Auf einer Extra-CD gibt es noch fünf der Albumstücke als Demoversionen sowie vier gute, unveröffentlichte Stücke zu hören.
Zusammen mit dem dicken Booklet und den wie gesagt äußerst amüsanten Liner Notes ein wertiges Package. Somit können sich Sammler dieser glorreichen Frühphase des Metal das Teil getrost
als Obskurität in die Sammlung stellen.