Zugegeben: Instrumental Metal-Alben und neoklassischer (Power) Metal sind megaout. Aber was scheren einen echten Metaller denn eigentlich Trends? Richtig: gar nix. Und tatsächlich habe ich mich letztens immer öfter dabei ertappt, mal wieder im CD-Regal die ersten beiden
Yngwie Malmsteen-Scheiben herauszukramen oder im Mp3-player
Tony McAlpine zu lauschen.
Schuld daran ist nicht zuletzt das Soloalbum eines gewissen italienischen Saitenhexers namens
Tommy Vitaly. Genauso kitschig-schön wie der Name und das Bildchen des Künstlers am Backcover erscheint auch im ersten Moment die Musik. Von der ersten Note an
nimmt einen das Talent des Gitarristen einfach gefangen. Es ist nicht so sehr die Geschwindigkeit mit der er die Tonleitern rauf- und runterfiedelt, sondern das
Gefühl, dass er in die einzelnen Kompositionen legt. Unwillkürlich fühlt man sich an die eingangs erwähnten großen Helden der Gitarrenkunst erinnert. Hier kommen keine modernen, pseudo-progressiven Passagen irgendwie schräg daher. Hier ist kein Platz für Experimentalmusik.
Tommy Vitaly lässt sich einzig und allein von klassischer Musik inspirieren. Sei es von
Johann Sebastian Bach (in
"Air") oder „klassischen“
Helloween bei
"Fly High, Touch The Sky", einem der beiden von Thomas Vikstrom kompetent mit Vocals versehenen Stücken.
Wer sich für neoklassischen Metal (wieder) begeistern kann, der ist mit
"Just Me" bestens bedient. Schöne Soli, schöne Melodien, schöne Stimmen. Basta. Man mag hier eine etwas unorthodoxe Parallele zum Debütalbum von
"Reckless Love" ziehen, dass auch dem einen oder anderen zu kitschig und klischeehaft erscheint. Aber als Antithese zu allen progressiven Alternativrockern, die meinen, dem Heavy Metal immer neue oder besser: "nu-e" Elemente hinzufügen zu müssen, haben auch solche Bands und solche Alben ihre Berechtigung. Mir gefällt’s jedenfalls.