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6.5
In den 15 Jahren seit dem internen Krisengipfel "Musically Incorrect" (1995) hatten die Mannen um Mastermind Dave Meniketti mit dem ganz okayen "Endangered Species" (1997) und den gelungenen Resteverwertungen "Unearthed Vol 1 & Vol 2" wenigstens ihre Chancen an der Live- und Veröffentlichungsfront gewahrt. Mit einem frisch gebackenen "Facemelter" können die US Oldies ihre musikalischen Sorgen zwar nicht vertreiben, die Hoffnungen auf ein würdiges Abtreten aber am Leben erhalten. Aufwendige Stadionrock Produktionen wird man von der einstigen Haarspray Legende wohl auch kaum mehr erwarten können.
Befreit vom instrumentalen Ballast ihrer glitzernden Achtziger Alben kommt nun wieder die Essenz der eigenen, in die Neuzeit herübergeretteten, staubigen & softrockenden Vergangenheit mit spartanischer Arrangierung der Stücke für Gitarre, Bass und Drums zum Vorschein: Wie ein Schluck Wasser schleichen die 14 Tracks über den knochentrockenen und unterernährten Soundteppich und während die Gitarren viel zu gnädig fräsen, bleiben auch die Herren Meniketti, Kennemore, Nymann und Vanderhule viel zu eng an der klassischen Siebziger Partitur kleben und können sich nur selten zu dem einen oder anderen zeitgemäßen Experiment durchringen. Musikalisch hat sich das Quartett aus Oakland noch weiter von seinem letzten wirklichen Klassiker "Ten" (1990) entfernt. Auch Tempo und Abwechslungsreichtum früherer Großtaten ist nur noch phasenweise präsent. Y&T geben sich auf "Facemelter" ruhiger, verhaltener und biederer. Als ob sie bei der Jamsession im Keller die Verstärker nicht voll auf Anschlag drehen durften und genüssliche Sunset Strip Kompositionen für ein formelhaftes wie ereignisarmes Ötztaler Bikertreffen adaptieren müssten. Kurz: Mehr Yesterday als Today. Die Band hat ihr einmaliges Gespür für hochwertige Songs natürlich noch nicht ganz verloren, wie das Eröffnungs-Triple "On With The Show", "How Long" und "Shine On" eindrucksvoll beweist. Auch "Blind Patriot" und "Losing My Mind" gehen dank ihrer knackigen Melodien und Refrains sofort ins Ohr. Insgesamt bleiben sie aber hinter ihren eigenen hohen Ansprüchen und Erwartungen zurück. Am Ende des Albums (und das gilt auch für ein unerbittliches Durchleuchten auf etwaiges Sensationspotenzial eines starrköpfigen Y&T Klingeltonbesitzers) bleibt man mit gemischten Gefühlen zurück. So richtig zünden will auch die neueste Platte nicht. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Y&T schon immer ein amerikanisches Phänomen waren, das seine Musik schon immer für den US-Markt produziert hat. Das könnte mit einem leider sehr langweiligen Nummer-Sicher-Paket wie diesem sogar klappen. Was das von mir so sehr herbeigesehnte High-Energy-Glam-Rock Revival betrifft, kommt wohl jede Hilfe zu spät. "Facemelter" ist nett anzuhören, allerdings kein Album, an dem man dauerhaft Freude finden wird und es wäre schon erstaunlich, wenn die produktionstechnisch so gut wie nicht vorhandenen Lieder darauf ein großes Publikum finden würden. Trackliste
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28.12.2010: Interview mit Dave Meniketti |
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