Die Schweden schlagen mit ihrem bereits 7. Album (inkl. dem 2004er Demo-Re-Release
"Vargaresa") ein neues Kapitel nordischer (Musik-)Geschichte auf. Benannt nach einem Wolf der nordischen Sage und seit 1995 umtriebig machen die
Pagan/Viking/Folk Metal - Schweden von
Manegarm ihrem Herkunftsland mit ihrem neuen Album
"Nattväsen" (Nachtwesen) wiederum klischeehaft alle Ehre.
Manegarm sind musikalische Grenzgänger. Sie bewegen sich im Zwielicht von
brachial-großen Turisas/Ensiferum – Krachern und der seriös-hymnischen Ernsthaftigkeit von Einherjer/Enslaved und verstehen es hervorragend, die für das Funktionieren dieses Musikstils nötige
stimmungsvolle Atmosphäre zu kreieren.
Mehrstimmige Chorgesänge, melodische Gitarrenleads, flockige Harmonien, treibende, zum Teil wuchtige Drums, schlüssiges, zielgerichtetes und dynamisches Songwriting, positiv-hektische oder pathetisch-hymnische Grundstimmung.
Manegarm setzen mehrstimmigen Chorgesang unaufdringlich und passend ein und weben den dezenten Einsatz von Violinen, Celli oder Flöten perfekt in die Songstrukturen ein.
Egal ob
eingängigere Hitnummern wie die ersten beiden Tracks oder die eher
getrageneren Nummern wie
"Bergagasten" oder der Abschlußtrack
"Delling" -
"Nattväsen" funktioniert ganz perfekt. Das dunkle-düstere
"Draugen" bedient die Geschmäcker genauso professionell wie das mit Gefiedel angereicherte Doublebass-Monster
"I Den Svartaste Jord". Als Anspieltipps seien der Opener
"Mina Fäders Hall",
"Nattsjäl, Drömsjäl" oder
"Vetrarmegin" (zu dem ein Videoclip gedreht wurde) genannt.
Kritiker mögen der Band mit ihrer geballten Ladung aus testosterongeladen-brachialem Geradeaus-Kitsch-Metal die Zelebrierung des Klischees vorwerfen. Nachdem diese Klischees aber auf viele Metalgenres zutreffen und jeder Band aus dem Pagan/Viking/Folk - Bereich dieses Vorurteil zuteil wird, darf dieser Vorwurf getrost an der Band abperlen.
Manegarm´s
"Nattväsen" ist eine
geile Mischung aus der hymnischen Frickelei von Ensiferum und der brachialen Durchschlagskraft von Amon Amarth, die mit einer gewissen „Erwachsenen“ – Note a la Thyrfing versehen ist. Die geneigte Zielgruppe kann blind zugreifen und bekommt mit
"Nattväsen" eine
prächtige Pagan/Viking/Folk Metal Scheibe mit wuchtigen, großen, einprägsamen Viking-Hymnen präsentiert.
Trotz der absolut erstklassigen Leistung der Schweden bleibt bei mir ein kleiner zwiespältiger Nachgeschmack, weil sich mir nicht klar erschließen will, ob
Manegarm zur Wahrung der erwachsenen Integrität bewußt auf die ganz großen Melodien, die Tophymnen und Übersongs verzichten und somit ein gewisses Kalkül dahintersteckt oder ob sie den Weg unter die Genre-Top 5 vielleicht gar nicht schaffen können. Wenn die Schweden ihre Kapazitäten voll ausschöpfen würden, wären sie meiner Meinung nach imstande, den ganz großen Szenekracher zu produzieren.