Vielleicht rutscht dem Leser langsam ein Gähner aus, wenn er schon in der Einleitung erfährt, dass es munter weiter geht in der Riege
Fear Factory Sideprojects. Gerade erst vor einigen Wochen schlüpften die neuen Scheiben der Bands
Arkaea und
Divine Heresy aus dem Kokon und nun kredenzen uns die Herrschaften Burton C. Bell (
Arkaea,
Fear Factory), Byron Stroud (
Zimmers Hole,
Fear Factory), Bob Wagner (
Shocore,
Caustis Thought) und die Gitarristen Terry „Sho“ Murray & Ian White dieser Tage ein weiteres Werk aus dem Dunstkreis der (Namensrecht-) streitenden Parteien.
Was erwartet man bei einer solchen Konstellation bzw. solch musikalischen Vergangenheit? Sicher vieles wie z. B. die stahlharte, schnelle Kante ob erwähnter Institutionen. Zur großen Überraschung ist
"City Of Fire" aber ein ungewohnt bedächtig wirkendes, mitunter äußerst melancholisches, fast stressfreies Album geworden, welches proportional dazu nur zäh wächst, dann wider Erwarten seine volle Entfaltung ans graue Tageslicht bringt, sofern der Geduldsfaden dick genug. Würde man den flotten Opener
"Carve Your Name" noch ohne lange Umschweife in die Rubrik Angstfabrik hieven, wirkt der Rest der Silberscheibe beinahe wie ein isolierter Raum. Das folgende, mit 70er Background-Kulisse im Refrain erstrahlende
"Gravity" leitet den angedeuteten Kontrast ein, das feinfasrige
"Rising" geht sogar weiter und das durch (early)
Black Sabbath Vibes, richtig relaxte
"Rising" unterstreicht es ganz fett wie das ebenso entschleunigte, immens düstere
"Spirit Guide". Aber wie gesagt, diese Songs kriechen nur allmählich aus ihren Erdlöchern heraus und sollten der Skip Taste keineswegs zum Opfer fallen. Auch durfte man einen einst so aggressiv agierenden Burton nie zuvor so "intim" belauschen ... Wollen wir doch beim Liedgut bleiben: zu den bemerkenswertesten Tracks dieses Debüt's zählen zweifellos das instrumental höchste tighte, in Sachen Vocallines (leider) nicht wirklich gelungene
"Coitus Interruptus" (Marke 2:25 - bewusst inszenierte, Titelbezogene Disharmonie oder "Zufall"?) sowie der an
Type O Negative erinnernde, von unglaublicher Atmosphäre gesäumte Mammuttrack
"Dark Tides".
Fazit: ein unerwartet emotionales Werk mit beeindruckenden Kulissen präsentiert das kanadisch/US-amerikanische Quintett der Großfamilie
FF. Phasenweise fantastisches Songwriting, unter anderem durch kleine, nicht alltägliche Überraschungseffekte.