Circa zur gleichen Zeit, also Mitte der Neunziger erschlossen sich neue, ähnliche Visionen zweier bekannter britischer Strom-Gitarristen, die ansonsten eigentlich wenig miteinander zu tun haben. Einerseits Ritchie Blackmore, Kultgitarrist und langjähriger Platzhirsch bei
Deep Purple und
Rainbow. Der wandte sich vom Hardrock ab und ist seit über zehn Jahren drauf und dran, mit seiner Gattin Folkalben (mit einem, naja, vielleicht Hauch von Rock dabei) der Menschheit zu offenbaren - ihr wusstet es:
Blackmore's Night sind gemeint. Zum anderen gibt es noch einen Herrn, der
Marillion schon lange seinen Stempel aufdrückt und dies nach wie vor tut - Gitarrist Steve Rothery präsentierte in Kooperation mit der in Kalifornien lebenden Sängerin Hannah Stobart bereits 1996 sein Debüt
"Carnival Of Souls" für dieses Genre, also Folk meets Rock meets Prog.
Inzwischen wurde besagtes Album 2001 mit Bonusmaterial re-released während hernach eine lange Funkstille folgte. Denn
"Ostara" (benannt nach der germanischen Göttin des Frühlings) ist erst das zweite Full-Length Album der beiden Kreativköpfe, welches ganz fein gewobene Sounds zum Besten gibt und von Members aus dem
Marillion Dunstkreis mitgestaltet wurde - unter anderem sind Begleitinstrumente wie Mandoline und Hackbrett zu hören. Während die letzten
Marillion Werke über nicht wenig Electronic Samples verfügen, muss es Rothery ein großen Anliegen gewesen sein,
"Ostara" möglichst ursprünglich, warm und natürlich aufzunehmen. Folglich hat die Akustikklampfe das große Sagen neben den zart beseideten und nicht minder bezaubernden Vocals von Miss Hannah Stobart. Diese Komponenten harmonieren erwartungsgemäß perfekt und verführen den Hörer im Handumdrehen in eine Welt voller Mythen und Sagen. Doch wurde auf Drums und Bass deshalb nicht verzichtet. In bescheidenen Ausmaß gibt es Rhytmen, die ca. zwei Drittel der Lieder - obschon eher hintergründig - unterstützen. Die gerade zu märchenhafte, verträumte, durch und durch keltisch gefärbte Kulisse ist somit der richtige Soundtrack für Romantik Schwärmer Marke
Loreena McKennitt und für solche, die es noch werden wollen. Ach ja, die langen Winterabende stehen ja schon wieder vor der Tür ... bitte anchecken.