Jetzt verrate ich euch mal was, auch wenn es euch überhaupt nicht interessiert: Bei Kitsch-Metal in Verbindung mit Frauenstimmen der Sorte
Nightwish,
Within Temptation und Konsorten kommt mir echt das Kotzen und auch der gebeutelte CD-Player ist über die klebrige Schmalzschicht keineswegs amused.
Bei den seit 1998 aktiven
The Project Hate MCMXCIX (der verwirrende Zusatz im Bandnamen bedeutet eigentlich 1999) kämpft sich ebenfalls eine holde Teilzeit-Trällermaus wacker durchs Gitarrenfeuer, jedoch bei weitem nicht so peinlich und zuckersüß, so dass man den beiden Hauptakteuren Lord K. Philipson (
God Among Insects,
Leukemia,
House of Usher) und Jörgen Sandström (
Grave,
Entombed,
Vicious Art,
Krux) zu einer gelungenen Mischung aus Death Metal, Industrial und Gothic Metal gratulieren kann.
Der noch immer geringe Bekanntheitsgrad der Band (immerhin hat man schon 6 Alben veröffentlicht) mag auch damit zu tun haben, dass man sich den höchst geschmackvollen und glänzend arrangierten Kompositionen nicht zwischen Tür und Angel nähern kann, wobei mir persönlich der ein oder andere Part doch ein wenig zu langgezogen wirkt. So ist der fast 13minütige Opener, stellvertretend für die Gesamtdauer von über einer Stunde, eine tierisch abwechslungsreiche, apokalyptische Hymne - beginnend als astreine Thrash Nummer, dann eine Depri-Ballade, die sich aber schon zwei Minuten später an nichts mehr erinnern kann - aber im Endeffekt doch viel zu sehr in die Länge gezogen.
Öfters verliert man sich in Mid-Tempo-Geplätscher, Prog-Anleihen, Tempowechseln und vertrackten Rhythmen, die vielen Songs den Fluss etwas nehmen, manchmal fehlt der Scheibe dann doch die Geradlinigkeit.
Insgesamt gesehen jedoch eine sehr experimentierfreudige Platte, die souverän mit verschiedenen Musikstilen hantiert, wo man mit dem Zusammenspiel wunderschöner Gesangslinien (in bester
Lacuna Coil-Manier) und ruhiger Piano-Melodien mit thrashigen Riffs, Elektronischen Soundspielereien und kernigen Growls zwar keine revolutionär neuen Ideen verbrät, aber einfach geile, aufwendige Kompositionen bietet.
Auch erwähnenswert: Die äußerst effizienten Gastauftritte von Martin Van Drunen, Johan Hegg, L.G. Petrov, Christian Älvestam und Mike Wead.
"The Lustrate Process" ist leicht progressiv, düster-hart, ein bisschen hübsch und ein bisschen langweilig.