Seit 1984 sind die
Ozric Tentacles in Begriff, ihren kunterbunten Mix aus Space-, Prog-, Psychedelic,- Instrumentalrock unters Volk zu jubeln. Ein stets blühender Cocktail sozusagen, der in kreativer Hinsicht stets Genregrenzen zu ignorieren schien und scheint, umsäumt von spirituellem Flair, was in Summe schon einiges an Platin einheimsen konnte, über all die Jährchen. Seit dem fetten Tape, was mir ein Kumpel vor anderthalb Dekaden geschenkt hat, verkörpern die
OT meine Blaupause für chillige Stunden, die man von Zeit zu Zeit so pflegt.
Seit
"Spirals in Hyperspace" ist Ed Wynne, Kreativmotor der Truppe, mehr oder weniger auf Solopfaden wandelnd, da er vor den Sessions des `05er Albums fast alle Bandmitglieder die Kündigung ausstellte. Stattdessen ließ er seine Gattin den Tieftöner zupfen und eine handvoll anderer Gäste freien Lauf. Alles andere wurde vom Majestro selbst fabriziert, wobei besonders seine programmierten Drums eine einschneidende Veränderung im Sound darstellte. SpaceROCK? Trifft gegenwärtig noch kaum zu. Wohl eher handelt es sich um SpaceDUB, ähnlich dem Wynn’schen Nebenprojekt
Eat Static.
Das aktuelle Experiment nennt sich also
"The Yumyum Tree". Das Cover ziert wieder mal ein exotisches Gepinsel einer nächtlichen Szene im Dschungel. Die Titel sind wie gewohnt sinnfrei – solche Wortneuschöpfungen wie „Oolong Oolong“ waren und sind keine Seltenheit, bei den
Ozric's. Wobei
"The Yumyum Tree" dort seinen Anfang nimmt, wo das Vorgängeralbum,
"The Floor's Too Far Away" geendet hat. Viel elektronisches Geblubber, rasende Gitarrensoli, Weltmusikanleihen, Trance- und Dubeinschübe – doch muss man da und dort den Hang zur Ideenlosigkeit anprangern. Synthielinien, die man so oder ähnlich schon auf früheren Alben gehört hat, werden wieder aus der Konserve geholt. Dezente Leerläufe, besonders in
"Nakuru" und im Titeltrack sollte man nicht unter dem Tisch kehren. Die Songs verhaspeln sich in einem Brei aus synthetischen Sounds, der die nötigen Eckpunkte missen lässt. Hingegen markig-spacige Momente, wie auf
"Strangeitude" oder
"Curious Corn", sind im Niemandsland. Klar, den Groove haben sie immer noch im Blut, speziell der Opener
"Magick Valley" oder „San Pedro“ laden zum psychedelischen Tanz ein. Solche Lichtblicke wie das fantastische „Mooncalf“ sind aber - leider Gottes - rar gesät.
Fazit: Allen neugierig Gewordenen, die trotz aller Kritikpunkte einmal in das Universum der
Ozric Tentacles eintauchen wollen, würde ich die Alben
"Waterfall Cities",
"Curious Corn" oder
"Strangeitude" anraten.
"The Yumyum Tree" ist so gesehen mehr Sache für Diehard Fans und Komplettisten. Ach ja. Stellt sich nur noch die berechtigte Frage, ob Leute mit scheins rechten Tendenzen solch vor Alternativ-, Hippie,- und weiß Gott was Vibes wuchernde Sounds überhaupt anhören dürfen/sollen/können oder zuvor einen schriftlichen Antrag um Erlaubnis benötigen. Wenn schon, nach dementsprechender politischer Belehrung der
richtigen Ideologie bei der
richtigen Adresse.