Ach ja.
It Bites. 19 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum
"Eat me in St. Louis" gibt es sie nun wieder, die Band um den damaligen Sänger und Gitarristen Francis Dunnery und Neo-Sänger/Gitarrist John Mitchell (Arena, Kino, Frost). Und wenn man sie hört, ist es ein bisschen so, als ob man eine alte Liebe wieder träfe. Hey, schön, dich zu sehen, aber so wie früher wird es wohl nie wieder werden. Immerhin sind nur noch die Originalmitglieder John Beck und Bob Dalton mit an Bord.
Die besten Tage dieser Truppe mögen vorbei sein, aber
"The Tall Ships" ist ein grundsolider und gelungener Neustart zurück ins Leben.
Melodic Rock/AOR bzw. sogar Pop-Elemente genießen eine starke Vormachtstellung auf dem Silberling der Feinstruktur Soft Proggies: Große Balladen, weite Melodiebögen, atmosphärische Klangwelten, mehrstimmige Gesangsarrangements, emotionale Achterbahnfahrten, ausgefeilte Songstrukturen, geschmeidige Rocknummern, die vor allem Fans von
Asia,
Saga,
Everon,
Arena,
IQ und
Marillion oder anderen großen denkenden Akkordschindern gefallen sollte.
Eingängige Midtempo-Nummern wie
" The Wind That Shakes The Barley",
"Fahrenheit", der Ohrwurm
"Lights" oder der ruhigere Titeltrack verbinden mit geradezu spielerischer Leichtigkeit Rock und Pop-Appeal, lediglich das Reggea-mäßige
"Great Desasters" fällt etwas aus dem nach großer Bedeutung klingenden, träumerischen Rahmen.
Das längste und ausführlichste Stück auf
"The Tall Ships" ist
It Bites auch nicht minder gut gelungen: Im 13-minütigen
"This Is England" fallen tiefste Andacht, sanfte Klänge und turbulent-verspielte Rockelemente zusammen.
Obwohl es sich um gezielt leichtverdaubaren Pop-Prog handelt, wünscht man sich hier und da ein paar Ecken und Kanten, an denen sich der Hörer, wenn nicht stoßen, so doch wenigsten festhalten könnte.
Acht Punkte für eine Scheibe, die den einen oder anderen Kick vertragen könnte, sich jedoch ideal zur musikalischen Untermalung der nächsten längeren Autofahrt oder zu einer intensiven Entdeckungsreise unter dem Kopfhörer eignet.
"Ghosts":