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Als sich der internationale Durchbruch von Suicidal Tendencies Anfang der Neunziger Jahre deutlich abzeichnete, war es an der Zeit, einen Erreger namens Infectious Grooves aus einem bis dato geheim gehaltenen Mikrobiologischen Labor an der US Westcoast flitzen zu lassen. Nein, das war kein x-beliebiger Nebenjob eines x-beliebigen Zauberlehrlings. Kein geringerer als Mike „Cyco Miko“ Muir hatte die Intention, den berüchtigten Skatepunk Ambitionen der Suicidal Tendencies eine gesunde Portion Funk und einen hochansteckenden Groove einzuimpfen. Ein Stoff mit unaufhaltsamer epidemischer Langzeitwirkung, sollte sich bald heraus stellen. Ebenso mit von der Partie: Metallica Bass-Monster Robert Trujillo (damals noch bei Suicidal Tendencies tätig), Adam Siegel (guitar/Excel), Steven Perkins (drums, Jane’s Addiction) und einige andere illustre Gäste, unter anderem ST Riffmeister Rocky George.
Zur Veröffentlichung dieser Debütsensation schreiben wir 1991. Ein Jahr, in welchem sich markante Umbrüche innerhalb der Rock/Metal-Szene zeigen: Metallica schaffen es im Spätsommer, mit dem "Black Album" (Review) den Mainstream zu knacken, Nirvana veröffentlichen via "Nevermind" (Review) die Grunge-Referenz-Scheibe schlechthin, und Acts à la Mind Funk (Review), Mordred (Review) oder Saigon Kick (Review) pumpen dank "Genrefremder" Vibes frisches Blut in die harte Stromgitarrenkunst, welche geradezu nach Reformation schrie. Dem Ganzen setzen allerdings Infectious Grooves im Herbst 1991 buchstäblich das Krönchen auf. Die Kalifornische Supergroup (damals war der Begriff noch weniger abgelutscht als heute) zieht nicht nur spielerisch sämtliche Register, sondern wirft darüber hinaus mit derart viel Humor um sich, dass sich nicht nur die Balken biegen. Es gab wohl nur eine Handvoll Kapellen, die damals ein vergleichbar aberwitziges Potpourri aus sich heraus kitzelten. Die Basiszutaten Funk, Metal, Rap und Punk stehen hier auf ziemlich gleicher Augenhöhe. Entscheidender ist jedoch diese quicklebendige und völlig abgedrehte Art dieser übergreifenden Mixtur, die keine Sekunde Langweile aufkommen lässt. Andersrum gesagt: eine dicke CROSSOVER Wundertüte mit laufenden Überraschungen. Und nicht zu vergessen der Funk ohne K. Nach dem Motto, sich und das Leben nicht allzu ernst zu nehmen, pflügen Infectious Grooves durch die exotischsten aller Gemüsegärten, um sämtliche Limits zu durchbrechen. Da bangen die Lachmuskeln gleich mit. Künstlerische Referenzen? Na ja ... zu den Red Hot Chilli Peppers oder Jane's Addiction seien sie vorsichtig Daumen mal Pi angebracht. Am ehesten noch könnte man die mehr im Rap verwurzelten 24-7 Spyz zu Vergleiche ziehen. Die Produzentenwahl hätte zudem nicht besser sein können: Mark Dodson, der schon "Lights, Camera, Revolution" (Review) ein Jahr davor für Suicidal Tendencies veredelt hatte, würzte das hochexplosive Gebräu dieser gut geölten Venice-Groove-Power-Maschine punktgenau: Trujillo’s Bass Slaps und Perkins‘ harter Beat landen stets unsanft in der Mitte, so dass sich das Gitarrensägewerk Pleasants/Siegel immer wieder kraftvoll dagegen stemmen muss – so soll es sein. Darüber hinaus ist es natürlich terrible entfant Muir, der pausenlos aus seiner kunterbunten Verbalpalette zockt. Dass sein eigenwilliger, glockenheller (Sprech-) Gesang als DAS Merkmal gilt, muss wohl nicht weiter erläutert werden. In den zwischenzeitlichen Kurzdialogen muss er sich jedoch für allerlei Dinge, die er so angestellt oder noch vor hat, rechtfertigen. Zumeist weist "Aladdin Sarsippius Sulemenagic Jackson The Third" den armen Mike auf's Schärfste zu recht. Aladdin ... wer? Nun, das ist das Maskottchen dieser pfiffigen Funk Clique, ein eher launiges Krokodil, das wohl ebenso einem nicht weit entfernten Labor entkommen sein muss. Es soll einige Leute geben, die diese zugegeben lapidaren Konversationen als Nerv tötend bezeichnen … na ja, so schlimm empfand es meine Wenigkeit nie wirklich. Die Initialzündung, "The Plague That Makes Your Booty Move ... It's The Infectious Grooves" schleunigst zu erwerben, lag an der, sagen wir mal "leicht schrillen" Videoauskopplung von "Punk It Up", dazumal auf MTV‘s Headbangers Ball. Das coole Bassintro von Trujillo, welches hernach in eine wieselflinke Speed-Kanone mündet, traf – zumindest bei mir – sofort ins Schwarze. Dazumal ein Dauerbrenner am flimmernden Bildschirm. Da ließ sich der gute alte Ozzy Osbourne nicht lange betteln, bei den Recording Sessions mitzumachen: den Refrain zu "Therapy" steuerte der Prince of Darkness höchstpersönlich bei. Es war das zweite Video, was man nur wenige Monate später auf MTV beäugen konnte. Mit "Monster Skank" haben Infectious Grooves die Reinkarnation des schwersten Gitarrensound seit Black Sabbath's Debüt parat, bevor ein unglaublicher "turn" zu munter-flockigen funky Rhytmen folgt, und bei "Back To To People" wird der Hörer durch eine pralle Sound-Melange aus Percussions und deftigen Gangshouts dann endgültig aus seinem ausrangierten TV Sessel gedrückt. Und mit ähnlich gefährlichen Biowaffen warten auch die Schenkelklopfer "You Lie … And Yo Breath Stank" oder "Infecto Groovalistic" auf: pfiffige Axt-Akkorde treffen auf Blechbläser, virtuose Bassläufe auf geschmeidige Loops, bissige Beats auf Distortion Synthesizer. Oder so ähnlich. Was bleibt zu diesem zappeligen Supervirus noch zu sagen? Lang lebe das Schräge! Trackliste
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