Inzwischen ist es ja die normalste Sache der Welt, dass so ziemlich jeder Musiker, insbesondere im Progressiv Rock Genre mindestens doppelgleisig fährt. Wenngleich
Asia mit Frickelorgien und ähnlichen Extremsportarten bisher ungefähr so viel am Hut haben, wie etwa
Belphegor mit liebevoll gestrichenen Nutellabrötchen, handelt es sich bei den Initiatoren John Payne (Sänger/Bassist), Gitarrist Guthrie Govan bzw. Drummer & Percussionist Jay Schellen schließlich um allesamt Vorzeigeprofis, welche hier die Gelegenheit nutzten, hier eine Spur komplexer ins Rampenlicht zu treten. Und siehe da: für den vakanten Posten am Tastenbrett konnte man keinen geringeren als Ryo Okumoto gewinnen, iesden schrägen Vogel aus dem Hause
Spock's Beard.
Und so dehnte meine Wenigkeit schon mal saftig die Ohrmuschel, als der Opener und Titeltrack vergleichsweise hart los marschiert: stets sphärisch umsäumt ortet der Hörer in den Strophen zunächst -
Arena like - prägnante "Starkstromparts", im weiteren flüssige Bridges, die dann zu erlösenden, ja zu kräftig dramatischen Refrains mutieren. Erwähnenswert anbei der teils verblüffend raue Gesang des Herrn Payne. Hatte man Track Nummer Eins in solcher Form überhaupt nicht auf der Rechnung, erkennt man bei den folgenden Songs
"New Jerusalem" (u. a. flankiert von echt geilen
accustic finger tapping chords - remember
Saviour Machine's
"Carnival Of Souls") und
"Heaven Can Wait" viel eher die eigentliche Herkunft der Hauptakteure; soll heißen: typisch
"Asia'tisches" beginning theme, fein gewählte Hookline, sofort haftender Chorus (auch wenn es bei letzterem durch ständige Wiederholungen damit etwas übertreiben wird), klare Grundmelodien und, weil ja bei
GPS "mehr" erlaubt ist: einige waghalsige Solisequenzen auf E- Grandpiano des Herrn Okumoto. Ebenso lässt
"Written On The Wind" qualitativ nichts anbrennen, eine wirklich nahe gehende & kitscharme (Folk-) Ballade, wo sich's gegen Ende noch mal so richtig zuspitzt und sogar zu einer pfiffigen Bluesrocknummer ausartet; einmal mehr sind mehrstimmige Gesangsparts nebst großartiger Instrumentalistik die Eckpfeiler für einen klasse Song. Übrigens ist die Stimmung im Allgemeinen melancholischer Natur, also ein Querverweis zum letzten
Asia Werk
"Silent Nation" ist durchaus angebracht (
"I Believe In Yesterday" wäre ein Paradebeispiel hierfür).
Etwas frivoler schält sich hingegen
"The Objecter" aus dem Kokon, was auf sämtliche, verspielte Leadpassagen zurückzuführen ist. Leider verliert "das"
GPS bei
"All My Life" etwas die stilistische Orientierung - einen solch simplen Refrain hat man schon tausende mal gehört, sehr billig, meine Herrschaften.
"Gold", ebenso ein straighter Rocksong entschädigt einigermaßen, selbst wenn's auch hier vermutlich keinen aus den Socken werfen wird. Sentimentaler wird es dann noch mal bei
"Since You've Been Gone", einem schön dahin tragenden Ohrenschmeichler, der, wie es der Titel verrät, die berühmte Sackgasse Sehnsucht hinterlässt. Die Hoffnung,
"Taken Dreams" ließe das Finale ähnlich dem Initialreigen auf's Neue brilliante Taten folgen, wird nur bedingt erfüllt: ein von Bombastparts geziertes Midtempo-Sück, das immerhin Reminiszenzen zu den alten
Rainbow ans Tageslicht befördert - tja, vor allem Govan's spritzige Alleingänge lassen den Ritchie Blackmore vor dem geistigen Auge auftauchen.
Resümee: vor allem zu Beginn zeigen sich viele tolle Songs, jedoch verliert ab der Hälfte
"Windows of The Soul" deutlich an Substanz, sprich, die Songs flachen in Sachen Spannung deutlich ab, zudem der seichte Anteil überhand nimmt. Antesten sollten AOR und Progrock Fans das Ding trotzdem.