Bevor es jedoch mit Epica losgeht, sind die Support-Acts
Sons of Seasons und
Amberian Dawn an der Reihe. Pünktlich um 20:00 Uhr machen die
Sons of Seasons den Anfang, und die Truppe vermag schon mit dem ersten Song das Publikum zu überzeugen. Kein Wunder, schließlich besteht die Band nicht aus Nachwuchsmusikern, die noch grün hinter den Ohren sind, sondern setzt sich aus erfahrenen, in der Metalszene nicht unbekannten Herren zusammen: Mit
Henning Basse (Metalium) am Mikro,
Oliver Palotai (Kamelot, Doro) an Gitarre und Keyboard,
Jürgen Steinmetz (Silent Force, Rock Ignition) am Bass,
Daniel Schild (Afshin, Justin Nova Band) und
Pepe Pierez (Ancient Curse) an der zweiten Gitarre. Mit druckvollem Symphonic Metal schaffen es die Herren, dem Publikum gehörig einzuheizen, und
Oliver Palotai beeeindruckt mit technisch versierten Einlagen sowohl am Keyboard, als auch an der Gitarre, wobei es für ihn kein Problem zu sein scheint, zwischen den beiden Instrumenten mal eben zu wechseln.
Die dem Publikum präsentierten Songs stammen allesamt vom Debütalbum der Band
"Gods of Vermin"; leider kommen wir jedoch nicht in den Genuss, die mit
Simone Simons aufgenommenen Songs live zu hören, Sänger
Henning macht dies jedoch durch gekonnten und kraftvollen Einsatz seiner Stimmbänder wieder weg. Die halbe Stunde, die der Band gewährt wurde, ist viel zu schnell rum, und während für den nächsten Act umgebaut wird, füllt sich die Szene Wien auch immer mehr.
Ebenfalls auf die Minute pünktlich betritt mit den Finnen von
Amberian Dawn der zweite Supportact des Abends die Bühne. Leider sackt die Stimmung hier wieder ein wenig ab, trotz der Bemühungen von Frontfrau
Heidi Parviainen, das Publikum zu animieren; nach der sicheren und gut gelungenen Interaktion mit den Zuschauern, die von den
Sons of Seasons geboten wurde, wirken ihre Versuche jedoch eher amateurhaft, beschränkt sie sich doch darauf, das Publikum durch einhändige Gesten zum Klatschen zu bringen. Im Lauf des Sets klappt das auch immer besser, was wohl auch daran liegt, dass der anfangs viel zu laute Sound auf ein Maß gedrosselt wird, bei dem es nicht mehr in den Ohren gellt, sobald Heidi singt; dennoch vermögen
Amberian Dawn nicht so ganz zu überzeugen.
Dies ist unter anderem auch auf die doch eher eintönige Liedauswahl zurückzuführen; zwar wählten die Finnen ausschließlich schnelle und druckvolle Songs wie
"Kokko – Eagle of Fire",
"Evil Inside Me" und
"River of Tuoni", jedoch zeigt sich dadurch auch eine der Schwächen von Sängerin
Heidi - ihre Intonation ist so gut wie immer gleich, sie bleibt in den hohen Registern und bringt zu wenig Variation in die Songs. Die Spielzeit der Band vergeht daher nicht ganz so schnell wie bei ihren Vorgängern auf der Bühne, schlussendlich sind die Finnen jedoch auch mit ihrem Set fertig und machen Platz für
Epica.
Bevor die Mitglieder der Band die Bühne betreten, werden wir mit Intro-Song
"Samadhi" der aktuellen CD
"Design Your Universe" auf den Auftritt vorbereitet; im Lauf des Intros betreten nach und nach auch die männlichen Mitglieder der Band die Bühne, nur
Simone Simons lässt auf sich warten. Dem entsprechend ist auch der Jubel am Lautesten, als sie uns endlich mit ihrer Präsenz erfreut und die Band mit dem ersten Song des Abends loslegt,
"Resign to Surrender". Im Lauf des Auftritts präsentieren
Epica sich als bühnenerprobte Band, sicher im Umgang mit ihren Instrumenten und dem Publikum; und Simone erfreut die österreichischen Fans, indem sie bei sämtlichen Ansagen und Ansprachen an die Zuschauer ausschließlich deutsch spricht. Gitarrist und Sänger
Mark Jansen folgt ihrem Beispiel zwar nicht, wendet sich jedoch ebenfalls regelmäßig an die Zuschauer; und vor der Zugabe tritt Keyboarder
Coen Janssen ans Mikro, und damit auch in den Vordergrund, da sein Keyboard eher im Hintergrund platziert war. Damit ihm dort jedoch nicht allzu langweilig wird, war dieses nicht fix montiert, sondern bot ihm die Möglichkeit, sich damit nach links und rechts zu drehen, was für einige Erheiterung bei den Fans sorgte.
Obwohl
Simone Simons die Herzen der Zuseher mit Ansprachen wie „Für den nächsten Song brauchen wir etwas Hüftschwung“ bei
"Fools of Damnation" oder gar mit Kosenamen wie „meine Lieben“ und „meine Schatzis“ vor der Ballade
"Tides of Time" gewinnt, fällt dem aufmerksamen Zuhörer leider auf, dass sie die Töne nicht ganz so sicher trifft wie auf den bisher erschienenen Silberlingen. Zwar klingt sie sicher und auch hervorragend in den etwas tieferen Lagen; sobald es jedoch, wie im Refrain von
"Fools of Damnation" weiter hinauf geht, schmiert die Stimme teilweise weg, oder die Töne werden zu schrill, fast schon kreischig.
Weder die Band, noch das Publikum lassen sich davon jedoch die Stimmung verderben – die Szene Wien kocht beinahe, bei jedem Song wird begeistert mitgegröhlt und geklatscht.
Mark Jansen überzeugt mit gut platzierten Growls und Screams, während die anderen Bandmitglieder –
Simone inklusive – die Mähnen schütteln; dank der guten Songauswahl fällt dies auch dem Publikum nicht schwer, setzt die Band doch auf schnelle und druckvolle Nummern, die nur von der Ballade
"Tides of Time" kurz unterbrochen werden. Die Setlist setzt sich aus einem guten Mix der bisher erschienenen Alben zusammen; sowohl Songs der aktuellen CD
"Design Your Universe", als auch Stücke vom Vorgänger
"The Divine Conspiracy", dem Debüt
"The Phantom Agony" und dem zweiten Album
"Consign to Oblivion" werden dem Publikum dargeboten.
Bis auf die stimmlichen Aussetzer von Sängerin
Simone Simons wird ein hervorragendes Konzert geboten, mit gut abgemischtem Sound und einer Band, die es sichtlich genießt, auf der Bühne zu stehen – die Spielfreude steht den Herren und der Dame ins Gesicht geschrieben. Den weggeschmierten Tönen zum Trotz, verlässt das Publikum die Halle nach der letzten Zugabe mit lächelnden Gesichtern, und zumindest für mich steht fest – wenn
Epica uns wieder einmal in Wien beehren, werde ich wieder mit dabei sein.
Setlist:
Samadhi
Resign to Surrender
Sensorium
Mother of Light
Our Destiny
Fools of Damnation
Martyr of the Free Word
Obsessive Devotion
Tides of Time
Quietus
The Phantom Agony
Zugabe:
Cry For the Moon
Sancta Terra
Consign to Oblivion