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Amon Amarth, Legion Of The Damned, Obituary
19.03.2009, Hafen, Innsbruck
Es war und ist unbestritten das Death Metal Live Paket des Jahres, das den Innsbrucker Hafen an einem wettertechnisch einmal mehr höllisch ungemütlichen Abend ereilte und trotz des horrenden Ticketpreises endlich wieder ein nahezu volles Haus und großartige Stimmung garantierte.
Mehr kann sich der Death und Thrash Fan nicht erhoffen, als Amon Amarth, die Viking Death Metal Band der Stunde, die Florida Legende Obituary (nebst Bolt Thrower in den Augen des Verfassers dieser Zeilen die beste Death Metal Band ever) und die rotzig auf die Fresse polternden Legion Of The Damned an einem Abend auf einer Bühne zu erleben… …nun aber räume ich schleunigst das Feld, um den Ergüssen unseres Professors freien Lauf zu lassen und erst zum Headliner wieder in Aktion zu treten: Die Full of Hate Tour, ein Package nur für die Härtesten unter unseren Lesern, machte auch am Hafen in Innsbruck Halt und trotz des saftigen Eintrittspreises von rund 40 Euro reisten die Black und Death Metal-Fans aller Altersklassen zahlreich an – ein Gutteil aus Italien und Deutschland - und brachten den Hafen beinahe zum Bersten. Positiv anzumerken wäre jedoch, dass man für die 40 Euro immerhin eine Gratis-CD von Legion of the Damned einsacken konnte und auch T-Shirts waren mit 15 Euro recht moderat ausgepreist. Keep Of Kalessin Die Opener Keep of Kalessin aus Norwegen hatten einen durchaus schweren Stand und es gelang der Band kaum, die anwesende Meute für ihren großteils knüppelschnellen Black Metal zu begeistern. Das mag zum einen am etwas unausgegorenen Songmaterial liegen, hauptsächlich jedoch an der laschen Performance des Vierers aus dem Norden. Zudem ist man natürlich mit nur einer Gitarre stark gehandicapt und die durchwegs runtergeknüppelten Songs kamen wenig druckvoll beim Publikum an. Absolut daneben war am Ende ein furchtbar dilettantisches Schlagzeugsolo und der Versuch von Bandleader Obsidian de Anwesenden mit seiner ungelenken Jimi Hendrix-Gitarrenakrobatik-Imitation zu beeindrucken. Ein Großteil der Gäste war bei Keep of Kalessin noch gar nicht im Saal, doch Trauer ist deswegen nicht nötig – man hat nichts verpasst. Legion Of The Damned Der bretterharte Death-Thrash von Legion Of The Damned wurde auch hier schon ausgiebigst abgefeiert und somit erwarteten nicht wenige Anwesende sehnlichst den Auftritt der Holländer. Und der Vierer sollte halten, was die gelungene letzte CD "Cult of the Dead" (Review) versprochen hat: Ein geradliniger Gig mit den Highlights aller bisheriger Alben, brutalst dargeboten, heftige Thrash-Riffs der Marke Slayer, eine ständig durchholzende Doublebass und eine fette Bassgitarre, die für das nötige Fundament sorgen sollte. Dass der Auftritt dennoch nicht vollends überzeugen konnte, hat wiederum mehrere Gründe: Zwar eignet sich Legion Of The Damned mit ihrem schnörkellosen straight-forward Gedresche hervorragend für Events dieser Art, nach spätestens 30 Minuten macht sich aber leider gepflegte Langeweile breit, denn man wird einfach das Gefühl nicht los, dass die vier Kaasköppen nur einen Song haben – den sie immer wieder aufs neue wiederholen. Bei einem solchen Mangel an musikalischer Abwechslung hilft es dann natürlich auch nicht, dass die Bühnenpräsenz der gesamten Band äußerst schwach war. Besonders Gitarrist Richard Ebisch stand da wie angewurzelt mit Stock im Arsch, und auch die anderen beiden Akteure in der ersten Reihe sorgten kaum für Action. Und wie Keep of Kalessin vor ihnen hatten auch Legion of the Damned mit dem Nachteil zu kämpfen live mit nur einer Gitarre das Auslangen finden zu müssen. Zu drucklos war einfach der Brei, der da aus den Boxen quoll. Frontman Maurice Swinkels, der ebenso noch an seiner Performance arbeiten sollte, wusste jedoch mit durchaus „gelungenen“ Ansagen für unfreiwilligen Humor zu sorgen, wenn er beispielsweise verkündete „I like slaughtering pigs!“ Doch bevor man im Publikum den geistigen Wert dieser Aussage noch hinterfragen konnte, war der Gig auch schon wieder vorbei. Das Großteils junge Publikum fand trotzdem Gefallen an der Show und feierte Legion Of The Damned frenetisch ab, dem Professor war’s jedoch zu eintönig und irgendwo beginnt sich in mir der Wunsch zu manifestieren, mal wieder ein so richtig frickeliges Prog-Konzert zu besuchen… aber natürlich erst nach dem Auftritt der nächsten Band, die ich zuletzt 1990 als Teenager sehen durfte. Obituary Nach kurzer Umbaupause enterten dann Obituary, die absoluten Altstars des Florida Death Metal, die Bühne und legten ohne Kompromisse los mit Internal Bleeding, dem Opener des immer noch unfassbaren 8-Spur-Debuts "Slowly We Rot". Der Rest des Sets bestand aus einem scharf gemixten Cocktail aus allen Phasen des inzwischen doch recht umfangreichen Schaffens der Band und enthielt solche Kracher wie "Cause of Death", das Celtic Frost-Cover "Dethroned Emperor" und "Slowly We Rot". Natürlich gibt es auch hier musikalische Abnützungserscheinungen, da beim Obituary’schen Songwriting das Konzept „Abwechslung“ nicht unbedingt Priorität genießt. Glücklicherweise haben Obituary aber tatsächlich so was wie Hits im Programm und die zahlreich erschienenen Altfans bangten dankbar jeden Song der Frühphase durch. Zudem war auch der Soundmix wesentlich besser und druckvoller als bei den Openern, und somit boten Obituary einen alles vernichtenden und mit unglaublicher Heaviness platt walzenden Gig. Schlagwerker Donald Tardy prügelte präzise wie ein Uhrwerk, Bruder John Tardy hat immer noch eines der derbsten Organe der gesamten Szene und die Saiteninstrumentalisten rollten mit einer fetten Wall of Sound über den Hafen drüber. Man merkte jedem einzelnen Bandmitglied an, dass sie auch nach über 20 Jahren immer noch Spaß am live Spielen haben. Im Gegensatz zu den mit grimmiger Miene agierenden Jungspunden zuvor waren Obituary total locker und offensichtlich stets zu Späßen aufgelegt. Besonders der neue Gitarrist Ralph Santolla, der für den wegen Trunkenheit am Steuer eingeknasteten Allen West (Thomas, take notice!) nun die Leadgitarre würgt, schien außergewöhnlich gut aufgelegt. Kein Wunder, spielt er doch sonst an der Seite von Teufelsfratze Glen Benton, der ja bekanntlich alles andere als ein sonniges Gemüt ist. Auch rein optisch waren Obituary äußerst erfrischend, sei es Trevor Perez‘ Gartenzwerg-Styling oder John Tardy im Hippie-Schlabber-Pulli – das war Death Metal mit einer gehörigen Portion Fun. (Professor Röar) …dem Prof. sei Dank für seine schönen Ausführungen und guten StVO-Tipps. So toll seine Reviews alter Helden und so hoh seine Stirn, so eng scheint diese aber bei manch momentan angesagten Bands zu sein, weshalb die Worte zum Headliner unausweichlich von meiner Wenigkeit verfasst werden müssen: Amon Amarth Im Vergleich zur Florida Gottheit Obituary hat der Mann am Mischpult beim Headliner wohl leider nicht gerade seine beste Phase durchlebt, weshalb die anrollende Klanggewalt der Nordmänner leider sehr wenig Transparenz vermitteltet und den einzigen Wehrmutstropfen dieser ansonsten so perfekten Nacht darstellt. Mit druckvoll, jedoch matschigem Sound beladen entern Amon Amarth zu den Klängen des Doppelschlages "Twilight Of The Thundergod"/"Free Will Sacrifice" die spartanische Bühne um von der ersten Sekunde an absolute Megastimmung unter den geschätzten 800-900 Bangern auszulösen, die ihr Haupt vom ersten bis letzten Ton willenlos abschütteln, jeden Refrain mitbrüllen und die "devils horns" wie ferngesteuert gen Walhalla recken. Die Bühnenpräsenz, das Stageacting, die Kommunikation mit dem Publikum und die Performance der Schweden ist der eines Headliners mehr als nur würdig. Die Band ist sichtlich gut gelaunt, bedankt sich für die – im Vergleich zum Wien Gig – tolle Stimmung und präsentiert einen knapp 80-minütigen Set voll von Ruderhymnen und nordischen Viking Death Krachern allererster Güte. Highlights wie "Fate Of Norns", "Death In Fire", " Tattered Banners And Bloody Flags" oder der sagenhafte "Victorious March" können nur kollektives Propellerbanging hervorrufen und ein absolut fantastisches Publikum zu infernalen Spielzeugen der momentan angesagtesten Death Metal Band der Welt degradieren. Die Zeit verrinnt wie Met in den Kehlen der Seemänner, die neue Single "Guardians Of Asgaard" entpuppt sich wie erwartet und im Review zum neuen Album angekündigt als eines der Highlights des einfach gestrickten, jedoch umso intensiver und effektiver rüber kommenden Viking Metal Sets und ist nur einer der stimmungstechnischen Höhepunkte dieser Nacht. Amon Amarth und ihre Songs strotzen vor Kraft, Melodie und Mitsingpotenital, die Zugaben "Cry Of The Black Birds" und "Pursuit Of Viking" treiben der Band und ihren willenlosen Opfern zum Abgesang die letzten Schweißperlen in die eh schon fetznassen Kutten und beenden einen tollen Gig einer geilen und trotz aller Erfolge immer noch bodenständig und sympathischen Band. Amon Amarth sind völlig zu recht im Olymp des Viking Death Metal angekommen, das hat dieser Auftritt - ebenso wie alle bisher erlebten – einmal mehr eindrucksvoll bewiesen. Diese Band hat sich ihren Erfolg über Jahre hart erarbeitet und ihn definitiv verdient. Die Götter wären stolz auf Amon Amarth und auch meine Wenigkeit ist – trotz des nahezu unverzeihlichen Fehlens der Megahymne "Runes To My Memory" und des neuerlichen Verzichts von "Gods Of War Arise" - einmal mehr rundum befriedigt, durchgebangt und feucht bis in die letzte Rille und Ritze ihres von solch geografischen Unebenheiten nicht gerade verschont gebliebenen Körpers… Amon Amarth Setlist: 1. Twilight Of The Thunder God 2. Free Will Sacrifice 3. With Oden On Our Side 4. Fate Of Norns 5. Under The Northern Star 6. Varyags Of Miklagard 7. Ride For Vengeance 8. North Sea Storm 9. Guardians Of Asgaard 10. Tattered Banners And Bloody Flags 11. Death In Fire 12. Victorious March 13. Cry Of The Black Birds 14. Pursuit Of Vikings Mehr tolle Fotos gibt's wie gewohnt auf Photopit.com. |
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