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Lillian Axe
13.09.2012, Harly Coffee Bar, Innsbruck
Es gibt Momente im Leben eines Musikfreundes, in denen die Gefühlswelten hin und hergerissen werden. Hätte mir vor 20 Jahren einer erklärt, dass eine meiner liebsten, eine der besten und niveauvollsten Hard Rock Bands der 90er Jahre in Innsbruck gastieren würde, wäre mir lichterloh einer abgegangen. Lillian Axe und ihre Meisterwerke "Love And War" (zum Classic Review), "Poetic Justice" und "Psychoschizophrenia" (zum Classic Review) waren immer die künstlerisch wertvollen Perlen des Hard Rock. Zu wenig banal und vielleicht zu wenig partytauglich, um die MTV-Poser Generation restlos für sich einzunehmen, vielleicht aber auch nur einige Jahre zu spät am Start, um sich gegen den aufkommenden Alternative Wahn und den Abgesang ehrlicher Hard Rock Kunst zu stemmen. Egal. Lillian Axe sind eine meiner großen Götter für deren 45 Minuten Auftritt meine Wenigkeit und Kollege Werner einst sogar extra nach Balingen gepilgert waren, und auch wenn ich es sehr traurig finde, dass man sie im Jahre 2012 zu einer "Gasthausband" degradieren muss um sie live zu erleben, war die Freude nicht zuletzt ob der genialen Setlist, die uns erwarten sollte, riesig. Die Vorfreude war immens, die Angst eine so geniale Band in wenig gebührendem Rahmen und flankiert von einigen "Hard Rock Passanten" zu erleben, in etwa gleich groß.
Fakt ist, dass das Harly Coffe Bar Team nach House Of Lords, Shakra, Diamond Head und Jeff Scott Soto neuerlich ein gepflegtes Händchen beweist und mit Lillian Axe einen weiteren Leckerbissen präsentieren konnte und darüber muss man, bei aller Skepsis und Kritik hinsichtlich der sicherlich nicht perfekten Rahmenbedingungen für eine Liveshow, einfach froh sein. Das Musikbusiness war schließlich noch nie fair, und so muss man es einfach schlucken, dass hochtalentierte Bands und Ausnahmemusiker mitunter zur Gasthausband degradiert werden. Das Package des Abends sollte jedenfalls für den im Grunde konzertunwürdigen Rahmen entschädigen. Den Beginn machten sodann die Dänen von Seven Thorns. Ihr gut gemachter, aber keineswegs umwerfender Melodic Power Metal Marke Stratovarius konnte zwar niemanden aus dem berühmten Häuserl bringen, funktionierte aber durch gute Handarbeit über weite Strecken gut. Mehr war es dann aber auch nicht. Die Publikumseuphorie hielt sich auch in Grenzen und die Ausstrahlung der Band darf auch noch eine Spur stärker werden, wollen Seven Thorns irgendwann noch mal richtig Fuß in der Szene fassen. Mortician Ein anderes Kaliber sind da schon Mortician. Unsere Freunde aus dem Ländle sind renommiert, souverän und einfach eine verdammt gute Band. Ob sie unbedingt als Opener für Lillian Axe geschaffen sind, sei dahin gestellt. Ihre Auftritte jedenfalls machen immer Laune. Dafür sorgt die authentische Ausstrahlung, der ehrliche Spaß, den Mortician von der Bühne transportieren und nicht zuletzt ihre Songs. Einmal mehr mitreisend angeführt von Frontman Daniel Khan knacken sich Mortician am heutigen Abend in einen kurzen, aber verdammt würzigen Set. Die Tiroler Headbanger Batallion lässt sich nicht lumpen und feiert die Vorarlberger Nachbarn amtlich ab. Das nostalgische "Street Warrior" kann ebenso punkten, wie "No War" und "Prepare For Death". Ein wie immer packendes "Mortician" und die ultimative Bangerhymne "Up The Hammers" haben seit seiner letztjährigen Veröffentlichung sowieso das Potential zu ganz großen Hits zu werden, und bestehen auf jeder Bühne und in jedem Rahmen. Mortician waren und sind eine amtliche Liveband. Diese Jungs kann man wirklich auf jede Bühne stellen, ohne Angst davor haben zu müssen, dass sie auch nur einen Funken ihres Enthusiasmus einbüßen. Genau deshalb gilt auch weiterhin: "Horns up für eine der besten Metalbands unserer Heimat!" Setlist Mortician: 1. No War 2. Prepare For Death 3. Street Warrior 4. Reflection Of Your Soul 5. Dead Beauty 6. Mortician 7. Worship Metal Lillian Axe Nun wars aber soweit. Angst und Freude tänzeln im Einklang durch die Blutbahn des lang gedienten Lillian Axe Maniacs, und während sich immer noch Burger für Unwissende durch die leider Gottes keineswegs rappelvolle Lokalität quetschen und mir die Kellnerlaufwege immer wieder meine Sicht beeinträchtigen, erklimmen die Mannen um Steve Blaze das, was ihnen heute als Bühne dienen sollte. Lillian Axe sind Götter und das sollten sie heute trotz der widrigen Umstände neuerlich beweisen! Der Einstieg erfolgt nach Maß. "Misery Loves Company" vom Debüt und das grenzgeniale "Deepfreeze" von "Psychoschizophrenia" hieven mich in den siebten Himmel und lassen einen das unwürdige Umfeld vergessen. Der Sound ist keineswegs perfekt, aber wohl so gut, wie es die "Kneipen-Location" und deren Akustik zulassen. Die transparenten Klänge von Lillian Axe, die hauchzarte Gefühlakrobatik die die US Rocker versprühen, würde natürlich einen viel massiveren Soundkosmos verlangen um vollends wirken zu können, aber man kann schließlich nicht alles haben. Man freut sich darüber, dass man diese Band hier und heute erleben darf und offensichtlich haben auch Lillian Axe durchaus ihren Spaß. Wer nicht vom Erfolg verwöhnt ist und wer auf der gesamten Tour vor zweistelligem Publikum spielen muss, kann nicht wählerisch sein und hat sich wohl mit seinem Schicksal abgefunden. Der Set jedenfalls ist ein purer Genuss. "Curcified", "Show A Little Love", das unfassbare "The World Stopped Turning" oder das noch viel unfassbarere "Letters In The Rain" sind einfach nicht von dieser Welt. Dazu kommt die höchst erfreuliche Kleinigkeit, dass auch die Songs der jüngsten Studioscheibe "XI: The Days Before Tomorrow" (zum Review) im Gegensatz zu ihrer eher schwachbrünstigen Studiofassung wirklich überzeugen. Vor allem ein in seiner Liveversion zutiefst beeindruckendes "Death Comes Tomorrow", das durch die Vocals von Derrick LeFevre (der bereits "Waters Rising" eingesungen hatte und aktuell Brian C. Jones ersetzt) weit besser und fetter klingt als auf Platte, lässt nicht nur mir die Gänsehaut bis zum Nacken steil stehen. Großartig wie der komplette, knapp 90-minütige Set, an dem es eigentlich nur einen Kiritkpunkt gibt: Der Solopart bei "Ghost Of Winter" ist ob der Magie und Dichte des Songs nicht gerade glücklich platziert, die "Apres Ski" Einlage die daraus gemacht wird, war ohnehin völlig verzichtbar und hat mir persönlich den einzigen Wehrmutstropfen des Auftritts verpasst. Einem musikalisch souveränen Auftritt, bei dem Lillian Axe zum Ende wie gewohnt ihre bekanntesten, wenn auch nicht unbedingt musikalisch wertvollsten, Hits wie "True Believer" und "No Matter What" auspacken, bevor sie bärenstarke 90 Minuten perfekter Hard Rock Kunst mit Niveau beenden. Auch wenn ich sicher bin, dass bis auf eine Handvoll Kenner kein Mensch im Harly vor der Bestätigung der Lillian Axe Show auch nur ein Album der Amis wirklich angehört hat, kann ich mich nur im Namen aller Hard Rock und Metal Fans für diese Show dieser großartigen Band bedanken. Lillian Axe waren einfach zeitlebens zu falschen Zeit am falschen Ort und trotz ihrer Ausnahmeklasse, trotz ihrer unantastbaren Meisterwerke "Love And War", "Poetic Justice" und "Psychoschizophrenia", und trotz einer beinharten Fangemeinde im Underground, werden sie als eine jener Bands in die Geschichte eingehen, die traurig, grausam und völlig unter Wert geschlagen wurden. Lillian Axe im Harly. Das war zwar irgendwie wie Perlen vor die Säue werfen, aber es war schön und hat meine seit über 20 Jahren andauernde Liebe zu dieser Band nur weiter bestärkt! Location hin, Sound her: Solche Shows und solche musikalischen Leckerbissen darf es im Harly ruhig öfter geben... Setlist Lillian Axe 1. Misery Loves Company 2. Deepfreeze 3. All's Fair In Love And War 4. Crucified 5. Jesus Wept 6. Show A Little Love 7. Death Comes Tomorrow 8. Waters Rising 9. Ghost Of Winter 10. Letters In The Rain 11. Babylon 12. Hard Luck 13. The World Stopped Turning 14. Take The Bullet 15. The Grand Scale Of Finality 16. Antarctica 17. True Believer / Dream Of A Lifetime --- 18. No Matter What |
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