Na bumm - nun kehren auch die 1987 gegründeten US-Thrasher
Atrophy aus der Versenkung samt Tonträger im Gepäck zurück! Ganze 34 Jahre ist es her, dass das vorläufig letzte Studiowerk
"Violent By Nature" in den Plattenläden dieser Welt aufschlug, um nur drei Jahre später von der (ersten) Bandauflösung zu erfahren. 2015 gab es die Wiederauferstehung noch mit Ur-Trommler Tim Kelly bis 2020, ehe aufgrund von internen Querelen sich die Parteien splitteten. Räumliche Distanzen der Musiker machten die Angelegenheit zudem nicht leichter. Als unmittelbare Folge gründete Kelly
Scars Of Atrophy ( E.P.
"Nations Divide"). Für das Kapitel Atrophy-III blieb also kein Stein mehr auf dem anderen: Als einziges Original-Mitglied scheint heute nämlich nur mehr Shouter Brian Zimmerman im Line-up auf, der, man lese und staune, im kommenden Sommer seinen zarten Sechziger feiern wird. Der Rest der Mannschaft? Ist deutlich jünger, wobei am Rande erwähnt sei, dass der Deutsche Jonas Schütz (
Condemned To Dream) die Drums für
"Asylum" eingespielt hat, allerdings nicht als fixes Member aufscheint.
Und diese radikal durchgeführte Personalrochade kann/darf/soll als positiver Aspekt gewertet werden. Das aktuelle Material jedenfalls ist nicht nur Thrash nach dem puren Reißbrett-Prinzip, wie ich es ehrlich gesagt erwartet hätte, sondern begeistert im Weiteren auch dank einiger satter Grooves und pointierter Midtempo-Passagen, wodurch die Melange knapp 45 Minuten - sagen wir mal - nicht uninteressant bleibt, was gleich klar und deutlich das Startpaket
"Punishment For All"/
"High Anxiety" zum Besten gibt. Das Rad erfinden
Atrophy im Jahre 2024 keineswegs neu, selbstverständlich nicht, doch innerhalb der sich bietenden Möglichkeiten agiert das Kollektiv lässig/routiniert und souverän. Dass es zu keiner Sekunde an bissigen Stakkato-Riffs (Mark Coglan & Nathan Montalvo) und vitaler Aggression fehlt, ist Genre-bedingt quasi selbsterklärend. Apropos. Da ließ sich Kragen Lum (
Heathen) nicht lange lumpen und zauberte ein geiles Soli in das ohnehin bockstarke
"American Dream".
Ein Meilenstein ist
"Asylum" am Ende des Tages nicht geworden, denn dafür fehlen die entscheidenden Nadelstiche, was generell gesagt nur mehr die wenigsten aus jener Riege schaffen, doch ein insgesamt solides und erfreuliches Lebenszeichen einer schon tot geglaubten Kapelle aus der goldenen Speed/Thrash-Ära ist dieser flotte Dreher allemal. Bedingt auch durch den Beinahe-Sprechgesang von Brian Zimmerman, klingen
Atrophy wie ein hungriger
Underdog-Hybrid aus dem
anrüchigen Evildead/Violence/Sacred Reich Genpool. Das an
"Socialized Hate" (Debüt von 1988) angelehnte Artwork ist darüber hinaus allererste Sahne, da wäre man geneigt, kurzzeitig wieder auf Vinyl umzusteigen.
Chronisch gefährdete Genickbruch-Thrasher und Teilzeit-Schädler sollten "Asylum" in jedem Fall anchecken!