Als 2012 mit
"This Global Hive: Part One" das CD-Debüt von
Mechanical Organic veröffentlicht wurde, war in bestimmten Kreisen die Freude riesig. Gerade Anhänger der allmächtigen
Vauxdvihl horchten auf, als die experimentellen Klänge der vielen Bandprojekte zwischendrin unterlassen wurden und man sich wieder auf den Metal besinnte. Dass dieser um die Weltmusikeinflüsse der vorangegangenen Erfahrungen bereichert wurde, führte zu dem größten Album des Jahres und auch heute stellt man noch fest: In Tracks wie "The Dark Ones Know" kann man wohnen.
Nun steht der Nachfolger, logischerweise
"This Global Hive: Part Two" betitelt, ins Haus und wieder besticht ein bizarr-schönes Albumcover mit dem phantastischen Bandlogo. So kompakt das optische Wirken mag; man verliert sich darin und so ist die Brücke zur Musik gleich geschlagen, denn diese wirkt ebenfalls komprimierter und kommt nur noch auf rund 50 Minuten und nicht auf die Stunde des Vorgängers. Ein überlanges Monster wie auf dem Debüt oder den
"Disrepair"-Digital-Alben findet man auch nicht. Auch die erzählerischen Parts sind weit zurückgeschraubt worden; David Bellion, Eddie Katz und ihre Gefolgschaft haben wohl wieder Lust auf straightere Musik bekommen. Es ist in diesem Zusammenhang auch anzumerken, dass die Klasse des Songwritings sich abermals um ein vielfaches gesteigert hat!
Während einst große Bands des progressiven Metal, die schon lange nichts mehr mit der Bedeutung dieses Wortes zu tun haben, sich in ausufernden Spielereien verlieren, haben
Mechanical Organic einen "roten Faden" und können vielfach die Songstrukturen ändern, ohne dass man aus dem Kontext gerissen wird. Gleich beim Opener "Show Me Oblivion" wird die ganze Klasse ausgespielt; ein bedrückender Track mit scharfen Riffs und Gesang, der wie eine Wolke über der Chose schwebt, beschreitet Pfade, die auch das Debüt lief.
Die vielen Details innerhalb der Lieder sind unfassbar; mal hört man afrikanische Rhythmus-Trommeln, dann gibt es Einwerfsel nahöstlichen Gesangs, an anderer Stelle hört man im Hintergrund das Keyboard die traditionelle chinesische Tonleiter spielen.
Die Eigenständigkeit der Truppe hat sich noch einmal verschärft, einzig das sehr harte "Of Leprous Minds" erinnert noch an alte Vorbilder wie
Queensryche. Das mag vielleicht noch am ehesten an David Bellion liegen, der für seine Gesangstechniken sicher mehr als ein Mal Geoff Tate gelauscht hat, doch ist seine Stimmfarbe eine ganz andere, viel melancholischere.
Was Evan Harris dazu am Bass leistet, ist unglaublich songdienlich; wer ein Mal "The Drifting Part" gehört hat, weiß, was gemeint ist. Wie rhythmisch Andrew Hurst die Lieder zu ihrem Ende begleitet, ist zweifellos auch aller Ehren wert. Nicht zuletzt ist es aber das immer präsente Keyboard und Arrangement von Eddie Katz, das
Mechanical Organic eine eigene Identität gibt.
Der Sound der Band ist gewollt steril gehalten, bekommt aber durch das wahnsinnig dynamische Songwriting ein Volumen und eine Organik, womit der Bandname als verifiziert abgenickt werden kann. Das textliche Konzept um Religionen und den Aufstieg des Teufels mag bei so einer Band unpassend wirken, ist aber, Liebhaber des Debüts wissen es schon, erstaunlich gut ausgetüftelt und mit großartigem Spannungsbogen vorgetragen. Und mehr als jeder Blastbeat vermitteln elektronische Samples wie in "An Architect's Farewell" eine diabolische Stimmung; da kann Norwegen mal ganz stark aufpassen!
Hatte man das Debüt noch mit einem zarten Piano-Cliffhanger abgeschlossen, sind es diesmal satte Gitarren und ein spielfreudiger Bass, die den verzweifelten Gesang in "To be King" über die Ziellinie tragen und dann, ja spätestens
dann weiß man, dass man hier etwas Überlebensgroßes gehört hat. Mit diesem Konzept-Duo hat man ein Prog-Abenteuer abgeliefert, an dem alles in dieser Sparte gemessen werden muss.
Es ist geradezu ein Verbrechen, dass noch kein Label diese Band für sich entdeckt hat, aber vielleicht gehört das auch einfach zu einer so speziellen und in ihrer Bedeutung vielleicht unschätzbaren, weil so außenstehende Musik machenden Band dazu. Man wird nicht immer Lust auf die Vielschichtigkeit der Kompositionen haben und ähnlich
While Heaven Wept wird der Gesang Dauergrinsern auf den Geist gehen, aber so intensive 50 Minuten wird man sonst kaum bekommen.
Wenn man "This Global Hive: Part Two" denn an Vauxdvihls Meisterwerk messen darf, dann gibt es keine Verlierer und ein größeres Kompliment kann man einem Album nicht machen.
Mechanical Organic sind großer Favorit des Jahres 2014!