Polarisierende Namengebungen sprechen nicht automatisch für massives künstlerisches Potential und laufen in manchen Fällen sogar Gefahr, den eigentlichen Kern der Sache, in diesem Fall Musik, in den Hintergrund zu drängen. Ohne nur einen Ton gehört zu haben, wusste ich im Kontext des surreal gepinselten Artworks, dass Traditionsverfechter, zu denen ich bis zu einer gewissen Grenze angehöre, auf Granit beißen würden.
Zur großen Überraschung kommen die Jungs aber nicht aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (ex-Präsident Clinton wäre wohl Fan der ersten Stunde), sondern aus dem beschaulichen Oberösterreich. Generell sei gesagt: Unsere Alpenrepublik kann sich mittlerweile in allen möglichen Segmenten und Subsegmenten der harten Musikszene sehen und natürlich hören lassen, und braucht sich deshalb nicht nur auf drei, vier Bands mit internationaler Reputation beschränken, wie in früheren Tagen.
Der Mix aus Alternative bzw. Indie Rock und gelegentlichen Post Rock Anleihen mieft bei
The Blowing Lewinsky derart nach Radio FM4, dass
"Ride Of Asgard" schon eher als Randerscheinung auf dem Darkscene-Radar zu werten wäre, aber egal, Kontraste wie solche erfrischen mitunter die Redakteursarbeit ungemein.
Wer sich gerne mit Brit-Pop a la
The Music oder
Radiohead beschäftigt und noch viel lieber mit solchen nonkonventionellen Freidenkern wie z. B.
At The Drive-In und
The Mars Volta seine Ohren bestäuben lässt, könnte hier sein Heil finden. Ein bemerkenswerter Start ist allemal vor Ort: mit dem viergeteilten Opener
"Cicero’s Allegory" bekommt der Hörer schon einen satten Querschnitt von „bombastisch, psychedelisch über verträumt bis äußerst eigenbrötlerisch“, serviert. Für Leute mit fest montierten Scheuklappen wäre genau genommen nach diesem diffusen Eröffnungreigen ein Freifahrtsschein für die Klapse auszustellen.
Zwar nicht derart dissonant und unbequem wie bei obigen Querdenkern, aber dennoch nicht so leicht am imaginären Schweif zu fassen, lassen die Kerle um Bandleader/Bassist Andy Hofer ihre Songs nach Bauchgefühl dahin fließen und zeigen nebenbei keine wirkliche Scheu vor kleinen Experimenten. Ingredienzien wie diverse Perkussion-Sequenzen oder sogar Bläsereinsätze (Stichwort Bandname) dürften für
T.B.L. selbst aber nichts außergewöhnliches sein. Den ultimativen Hit auf
"Ride Of Asgard" sucht man nahezu vergebens (ausgenommen:
"Road To Nevermore" und
"Save Bullets By Smashing Heads"), diese CD sollte möglichst in einer konzentrierten Runde aufgesaugt und vor allen Dingen emotional verstanden werden. Da mir die Berwertung hierzu schwer fällt, bleibt sie neutral.