Brit-Pop auf Darkscene? In der Tat: JA! Aber nach genauerem Hinsehen muss man die Angelegenheit korrigieren.
Stereoface stammen nämlich aus der Steiermark. Die wahrscheinlich grünste und südöstliche Region unser Alpenrepublik, die dank dem Prostata stärkenden Kürbiskernöl und dem frisch-saftigen Apfel Berühmtheit über die Grenzen hinaus erlangt hat, kann auch im Künstlersegment Export-Kaperzunder wie z. B. die
EAV oder
STS voller Stolz präsentieren – na denn, keine schlechten Voraussetzungen für die mir bis dato gänzlich unbekannten
Stereoface ...
Die Landeshauptstadt Graz, die Heimat der vier Musiker, hat für den Rezipienten, nach dem selbiger dort für ein halbes Jahr die Schulbank drücken musste und sich später mal für Besuche "ähnlicher Natur" dort ankündigte, eine "engere" Bedeutung. Aber das ist natürlich eine andere Geschichte.
Zur Sache: das Zweitwerk der Grazer Formation hat mit Metal und konventionellem Rock somit keine relevanten Gemeinsamkeiten. Wer zum Beispiel mit
Oasis was anfangen kann, sollte den rechts-links-Schwung seiner Augäpfel gleich mitnehmen, die anderen werten Leser dürfen wieder gerne auf die Startseite zurück klicken. Die Manchester Supergroup um die räudigen Gallagher Brüder dient wie angedeutet als Hauptorientierung, jedoch lassen sich
Stereoface nicht nur darauf beschränken. Mit einigen ‘70er Bluesrock Vibes ist der, am ehesten als Alternative/Indie Rock zu umschreibende Mix nämlich schmuck angereichert. Das Prädikat "zeitlos" schwingt gleich mit. Der
Oasis meets
The Verve Verdacht schleicht sich genau genommen bei den ersten Tracks (
"Distress"/
"How Can You Know?"/
"I Don't Mean It") forciert an, ehe die Route in ruhigere, unter anderem dezent psychedelische Pfade (
"Love Inside A Zoo") führt und immer wieder kleine (experimentelle) Überraschungen bereit hält. Liest sich nicht nur interessant, klingt auch so, obschon ich mich mitnichten für jeden einzelnen Song voll erwärmen kann. Paul Pfleger beweist sich zudem als Sänger mit Klasse, der allein schon dank seines unüberhörbaren Charme' die Damenwelt locker auf seiner Seite haben dürfte. Und einen nicht unwesentlichen Anteil für das Gelingen lieferte Benny Musenbichler ab, der immerhin sieben Lieder als „Gasttrommler“ eingespielt hat.
Großen Wert haben die Steirer Buam dann noch auf Kontraste gelegt, insofern nützt sich dieses dreizehn Song starke Exemplar - wann überhaupt - nur sehr zögerlich ab. Produziert wurde
"Face It" übrigens von niemand geringeren als Clive Martin, der bereits für Starcombos wie
The Cure gearbeitet hat. Den smarten Audiostoff aus der europäischen Hauptkulturstadt 2003 sollte man als offener Musikfreak - in erster Linie Leute der FM4 Fraktion - jedenfalls anchecken!