Der englische Sänger
Lee Small dürfte den meisten Lesern durch seine langjährige Präsenz bei den Hardrockbands
Pride und
Phenomena ein Begriff sein. Das letzte Lebenszeichen gab er allerdings bei den AOR/Melodic Rockern
Shy erst im Herbst, wo er seinen zu
Tnt abgewanderten Vorgänger Tony Mills mehr als würdig vertreten konnte. Überdies ein Scheibchen, das in Insiderkreisen schon jetzt einen besonderen Stellenwert hat, weil Bandchef/Gitarrist Steve Harris nur wenige Wochen nach dem Release von
"Shy" den Folgen einer Tumorerkrankung erlag.
Doch zurück zu
Lee Small, der sich zur instrumentalen Umsetzung seiner ersten Soloscheibe die Dienste von Martin Kronlund (g,
Gypsy Rose), Pal Bradder (k,
Saracen) und Imre Daun (d,
Gypsy Rose,
Don Patrol) sichern konnte.
Man liefe Gefahr,
"Jamaica Inn" voreilig als klassische Hardrock Kost abzustempeln, da sich Small über Jahrzehnte einen fixen Namen an jenem Firmament gemacht hat. Der Mann lebt und atmet hier zur großen Überraschung den frühen Siebziger Blues (mit geringeren Rock Anteilen), der ein ums andere mal
Led Zeppelin zitiert, aber genauso Erinnerungen an Werke von
Jeff Paris,
Paul Rodgers oder
Glenn Hughes hervor ruft. Speziell der soulige Anteil in seiner Stimme klingt derart frappant nach
"The Voice Of Rock", dass man sich des Öfteren vergewissern muss, ob es nicht doch Hughes höchstpersönlich war, der hier mitgewirkt hat, wie z. B. bei
"The Captain's Quarters". Apropos Hughes. Da passt auch gleich das mit Funk-Schlagseite ausgestopfte
"Black Bess" wie auch das Rock n' Roll Geständnis
"Walk The Blank" dazu. Der Höhepunkt gipfelt schliesslich wiederum in einem stark Soul betonten Song:
"Dead Man Walking". Mehrere von der Sorte, und man müsste glatt eine Spitzennote zücken.
Das
"Jamaica Inn" war übrigens ein Pub, welches im Jahre 1750 in Bolventor, einer Hafenstadt in Cornwall erbaut wurde und Treffpunkt für Einwanderer aus Jamaica, Schmuggler und Piraten war. Berühmt über Englands Grenzen hinaus wurde es durch die Verfilmung von Alfred Hitchcock.
Lee Small hat daraus ein interessantes Konzeptwerk erarbeitet, welches sich absolut hören lassen kann. Die dreizehn dargebotenen Songs bieten eine Kontrastreiche Palette, deren Fokus wie eingangs gesagt der Blues ist. Sozusagen 51 Minuten Leidenschaft, die auch Soundtechnisch überzeugt.