Ägyptologen und Hobby-Mystiker des Okkulten aufgehorcht! Bei der gegenwärtigen Flut an Veröffentlichungen wäre es wahrlich eine Schande, wenn eines der bisherigen Genrehighlights des Jahres 2011 nicht seine Erwähnung auf
Darkscene finden würde.
Wir sprechen vom bisherigen Todesmetall-Statement des heurigen Jahres par-excellence: "Doom Of The Occult" heisst der Doom-Hammer von
Necros Christos aus deutschen Landen, der mit
langsamen aber wuchtigen Schlägen das Trommelfell des zitternden Hörers malträtiert.
23 Songs über eine Spielzeit von 73 Minuten - ein episches Unterfangen, das den Hörer auf eine mystische Reise sondergleichen mitnimmt.
Wie Mastermind
Mors Dalos Ra erst unlängst Kollegen eines Online-Metalportals unserer geschätzten Nachbarn im Norden anvertraute, basiert das Album in seinen Grundzügen auf dem neunarmigen Chanukka Leuchter. Die
9 eigentlichen Songs des Albums stehen dabei für die 9 Flammen des Necros Christos. Durch das Hören der Nummern, so
Mors Dalos Ra, der ja im bürgerlichen Leben Musiklehrer ist, soll eine nach der anderen entfacht und die Entität genannt Christos Necros zum Leben erwacht werden ... -
Schauder!
"Baal of Ekron" und
"Hathor of Dendera" stellen die ersten beiden Flammen dar, und handeln von Götzen und Gottheiten.
"Necromantique Nun" und
"Invoked from Carrion Slumber" handeln von den Künsten der Totenbeschwörerin von En-Dor und stehen für die Flammen 3 und 4. Die mittlere und fünfte Flamme handelt augenscheinlich von, willkommen in der
indischen Mythologie, von Kali, Shakti und Shiva.
"Succumbed to Sarkum Phagum" (was für ein Songtitel!) und
"Visceras of the Embalmed Deceased" repräsentieren aus
alt-ägyptischer Sicht die Vergänglichkeit des Körpers und des Fleisches. Unschwer zu erraten handeln die letzten beiden Songs der Flammenserie
"The Pharaonic Dead" und
"Descending into the Kingly Tomba" (noch so ein gewaltiger Titel) von den Ruhestätten der
Pharaonen. Soviel zum philosophischen Unterbau.
Musikalisch fischen
Necros Christos eher in
Doom, denn brachialien Death-Metal Gefilden.
Unbarmherzig sägende Gitarren bahnen sich zäh ihren Weg durch die Gehörgänge des gepeinigten Metal-Jüngers. Auffallend vor allem der stark verhallte Gesang, der sich aber perfekt in den Gesamt-Sound einzufügen vermag. Als fast schon
sensationell muss man die musikalischen Zwischenspiele bezeichnen, die sogannten
"Temples" und
"Gates". Erstere sind Orgelinterlude, letztere orientalische Intermezzi, die für sich genommen schon fast eine eigene EP hergeben könnten. Alle Instrumente, wie Orgel, Sitar, Flöte, sowie diverse Saiteninstrumente, wurden von der Band
ohne zuhilfenahme von Samples eingespielt. Zwar sind die Songs jetzt für sich genommen nicht zwingend die absoluten Brecher. Vielmehr besticht das Gesamtkonzept und die musikalische Darbietung als Ganzes.
Besonders angetan hat es mir auch das
tolle Cover, welches bei mir entfernt Assoziationen an
Celtic Frosts "Into the Pandemonium" aus dem Jahre 1987 weckt. Klar, an Hieronymus Bosch kommt keiner so schnell ran, aber trotzdem weiss das
"Doom Of The Occult" Album-Coverartwork die musikalische Atmosphäre perfekt einzufangen ...
Fazit: Unvermittelt wird der Rezipient, sich anfangs noch mit den Fingernägeln festkrallend, in die Unterwelt von Mastermind
Mors Dalos Ra gezerrt. Konzept-Alben aus dem BM oder Death-Bereich können ja oftmals ein mühsames Unterfangen sein. Nicht so
"Doom Of The Occult". Hier ist die Stimmung, nicht zuletzt aufgrund der ausgesprochen gelungenen akustischen Zwischenpassagen und des philosophischen Unterbaus dermaßen gelungen, dass das Album als Ganzes ein
absolut stimmiges Endprodukt ergibt.
"Doom Of The Occult" ist das erst zweite Album während des mittlerweile bereits zehnjährigen Bestehens der Formation. Die Fans werden jedenfalls
Qualität vor Quantität zu schätzen wissen. Nach
"Triune Impurity Rites" ist unseren deutschen Nachbarn auch im Jahr 2011 ein starkes Statement todesmetallischer Kunst gelungen.
Hochklassig!