Riot feiern 30 Years Thundersteel
in Mannheim mit einem unvergesslichen Abend.
Das
Riot ja nicht unbedingt die Tournee-Giganten in unseren Breitengraden sind, ist hinlänglich bekannt. Beschränkten sich in der Vergangenheit ihre Liveaktivitäten hauptsächlich auf Festival- und Einzelgigs. Umso erfreulicher war zu lesen, dass im September der Special Guest Platz auf der
Primal Fear Tour ergattert werden konnte. Dem aber noch nicht genug, die Ankündigung einer speziell nur für diesen einen Abend stattfindenden
30 Years of Thundersteel- Special Show ließ mich geradezu aus dem Häuschen fahren.
Der 7er Club in Mannheim ist eh schon ein wirklicher toller Live Club, mit immer großartigen Acts und hat sich speziell im Sommer etwas Besonderes ausgedacht für die Besucher. Im Hof, wo sich normalerweise der Raucherbereich befindet oder auch mal das Merchzelt steht, wurde eine Open Air Bühne für die Sommerzeit aufgebaut, so dass man relativ flexibel sein kann während der heißen Tage. Wie sich herausstellen wird, ist nicht nur die Temperatur heute auf dem Höhepunkt. Bei 34 Grad Temperaturanzeige und gefühlten 40, komme ich in Mannheim an und sofort trifft man die üblichen Verdächtigen, aus allen Richtungen, teilweise mit Wohnmobilen angereist.
Sogar einen Support gibt es und was für einen. Mike Tirelli der bei
Messias Kiss und auch bei
Jack Starr‘s Burning Star (nebenbei ja mittlerweile auch noch Todd’s Nebenspielwiese, die Welt ist doch ein Dorf) mich immer sehr beeindruckte und der ja einmal selbst kurz bei
Riot das Micro in der Hand hatte (leider ohne zu Aufnahmeehren zu kommen, wie übrigens auch
"The Tyrant") mit seiner aktuellen Band
Rising Five.
Gleich zu Beginn fällt schon mal der angenehm klare und druckvolle Sound auf, der so manch einem Indoor Konzert in weitem überlegen ist. Tirelli singt wie man ihn kennt und ist im Gegensatz zu seiner erschrecken dünnen Erscheinung in unglaublicher Verfassung. Spätestens als gleich zu Beginn mit Song Nummer 3 der
Dio/Sabbath- Klassiker Neon Knights in den Hof geballert wird, haben die Jungs auf der Bühne gewonnen. Alle, für 5 Euro erhältlichen, CD`s ihrer EP waren ruck zuck ausverkauft.
Als es dann gegen 21:30 und einsetzender Dämmerung an den Bühnenumbau geht merkt man schon im Publikum die Aufregung und Freude auf das, was gleich kommen soll. Ein vielleicht zu langes Intro und Nebel im Hochsommer lassen die
Riot Rufe lauter werden und als Frank Gilchchrist hinter seinem Drumkit auftaucht bricht tosender Jubel aus.
Intro aus…Lichter an und da sind sie endlich….
Riot stürmen direkt mit
"Thundersteel" los, Todd Michael Hall betritt als letzter die Bretter und wieder fällt dieser wirklich gute Sound auf (wenn es auch den ein oder anderen gibt, der es nicht ganz so sieht). Spielfreude vom ersten Ton, und doch macht Todd einige seltsame Grimassen während den ersten beiden Songs, um dann zugleich für Auflösung zu sorgen…irgendwas stimmt mit seinem IN Ear Kit nicht und muss repariert werden. Es folgt also nach Song 2 das eigentlich für die Mitte des Sets geplante Drumsolo!!! Sachen gibt es, die man einfach erleben muss. Nicht nur mir stellt sich bei diesem Solo, wie auch im weiteren Verlauf des Abends die Frage, wenn man so einen Gottesknaben als Schlagzeuger in den Reihen hat, warum zum Henker verbricht man dann auf dem aktuellen Output solch einen Triggermüll?
Dies war nicht der einzige unvorhergesehene Vorfall des Tages. Mike Flyntz erklärt in einer Pause zwischen den Songs, dass sowohl seine als auch Nick Lee’s Gitarren am Flughafen irgendwo verschollen gingen (und wie auf Facebook zu verfolgen war, zwei Tage später wieder auftauchten) und sie mit kurzfristig geborgten Äxten die Show bestreiten. Diese Band ist und war auch wirklich noch nie unbedingt mit dem Glück gesegnet.
Kurz danach geht es auch wieder weiter und es wird Song für Song des legendären
"Thundersteel" Albums rausgehauen, mit einer Perfektion wie man es nicht täglich sieht.
"Blood Streets" wird aus hunderten Kehlen mitgesungen, Gänsehaut inklusive. Mike Flyntz und Nick Lee sind ein Gitarrenduo, die so perfekt miteinander harmonieren wie es sonst vielleicht nur noch legendäre Formationen wie Smith/Harris und die heiligen Downing/Tipton schaff(t)en. Überhaupt versprüht die Band allgemein eine klasse Laune, nach einem kleinen Trinkanimierspielchen von Don Van Stavern wird sogar plötzlich
"Princess of the Night" von
Saxon angespielt und die 1. Strophe und der Refrain angesungen, natürlich von den ziemlich genau
300 Fans freudig und lauthals unterstützt.
Apropos Trinkspielchen, Don van Stavern ist seit 88 dabei und außer Frage nach dem Tod von Mark Real der Mr. Riot schlechthin seitdem. Mir allerdings fällt sein ständiges Rockstargehabe mit
"Tequila aus der Flasche" mit der Dauer des Konzertes immer mehr auf und ich weiß nicht ob es Show oder leider schon trauriger Standard ist. Sehr zwiespältig irgendwie, schließlich handelt es sich hier schon doch um eine kleine Legende und man hat schon einige gesehen die diese Art von
"Show" nicht sonderlich verkraftet haben.
Aber nun Schluss mit Moralapostel und weiter geht’s mit Riot, denn der Abend war nach
"Thundersteel" in ganzer Länge noch lange nicht zu Ende. Im Gegenteil, es ging nochmal genau so lang weiter. Es sollen am Ende ganze 135 Minuten werden.
Es folgt eine Setlist die eine Mischung aus aktuellen Songs, Megaklassiker und auch einigen Überraschungen parat hält.
"Heavy Metal Machine" und
"Hard Lovin Man" hätte ich nun nicht unbedingt erwartet und auch hier zeigt sich der ganze Ausnahmestatus eines Todd Michael Hall, der es versteht selbst diese Songs nahezu perfekt klingen zu lassen und doch die eigene Note einzubringen ohne verfremdet zu klingen.
Der Schwerpunkt des 2. Teils liegt natürlich dann schon auf den letzten beiden bzw. dem aktuellen Album die ausführlich gewürdigt werden. Immer schön mit alten Gassenhauern gespickt wie
"Outlaw"(Gänsehaut) und
"Swords and Tequila" (natürlich wieder mit Don‘s Tequila Einlage) und zum Schluss noch
"Warrior".
Zum Ende der Show werden
Riot gefeiert wie absolute Weltstars (was sie irgendwie auch sind oder zumindest sein müssten, anhand der Hitdichte) und hinterlassen wirklich nur gutgelaunte Menschen mit teilweise ungläubig dreinblickenden Minen ob dem was hier gerade fast
zweieinhalb!! Stunden geschehen ist.
Es war ein totaler Triumphzug.
Keine 15 Minuten später stehen die 5 Amis schon wieder im Club und schreiben Autogramme und lassen sich fotografieren, dabei immer zu einem ausführlichen Gespräch mit jedem einzelnen Fan aufgelegt. Perfekt!!
Als Fazit gibt es nur zu sagen, es war ein absolut ehrwürdiger Abend mit einer vielleicht einmaliger Setlist. Im September sind Riot bereits wieder bei uns unterwegs, als Special Guest von Primal Fear. Eins steht nach diesen Eindrücken jedoch jetzt schon fest……..da müssen sich Deutschlands Powermetaller aber ganz schön reinhauen um nicht jeden Abend an die Wand gespielt zu werden.
Shine On!!!!!