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Amorphis, Avatarium
28.12.2014, Backstage, München 
 
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
Manche Sachen ändern sich nie! Es ist vollkommen logisch, dass es den unermüdlichen Konzertfahrer aus dem Heiligen Land Tirol zumindest einmal im Jahr "erwischt". War die bisherige und enorm üppige Konzertsituation des Jahres 2014 aus Sicht des Wettergottes, trotz des miserablen Sommerwetters nahezu kitschig perfekt gelaufen, schlägt der "God-Of Thunder" heute, bei der letzten "Ausfahrt" des Jahre unerbittlich zu. Ich kann mich seit 1992 beinahe an kein Jahr erinnern, wo uns der Ritt in die Weißwurstmetropole nicht zumindest einmal durch die "weiße Pracht" erschwert wurde.

Heute ist's wieder mal perfekt angerichtet:
Dichter Schneefall bei der Abfahrt, Schneefahrbahn, Schneeverwehungen, miese Sicht und blitzglatte Fahrbahnen zwischen Kiefersfelden und München. Auf der Gegenfahrbahn gefühlte 100 km Stau. Entspannend ist anders, aber was solls: Das Package und der Event des heutigen Tages sind einfach zu prächtig, um es sausen zu lassen. Obendrein hat man ja Urlaub, mit winterlichen Fahrbedingungen kann der Tiroler auch umgehen (der abschleudernde BMW-Fahrer im Rückspiegel kurz vorm Irschenberg konnte es offensichtlich nicht!), Zeit spielt keine Rolle und dem Feiertagsspeck kann ein wenig Bangen und Tanzen auch nicht schaden. Auch wenn wir Amorphis im Zuge der Tourreise zu ihrem Überalbum "Circle" (zum Review) bereits zweimal innerhalb der letzten 13 Monate, genauer gesagt in München und Lindau, erleben durften, so ist die Wintertour der Finnen diesmal etwas ganz Besonderes, steht sie doch im Zeichen des legendären und wegweisenden "Tales Of The Thousand Lakes" Meisterwerkes (zum Classic Review). Dem nicht genug, sollte im Vorprogramm noch Großmeisters Leif Edling's überragende, neue Band Avatarium aufspielen.
Viel mehr kann man sich vom Christkind dann kaum wünschen oder?

Dass die Show bereits um 19:00 Uhr beginnen sollte und Amorphis - wie gewohnt - mit nur einer Vorband unterwegs sind, die dafür mit 50 Minuten wieder eine zünftige Spielzeit kriegen sollte, ist ein weiterer Bonus dieser "Sonntags-Show". Dieses Modell sollte weiter Mode machen, zumal man somit um 22:00 Uhr pikfein die Heimreise antreten kann. Nun aber zu den Bands...



Avatarium

Betörend und traumhaft schön! Das sind die beiden Attribute, die mir bereits im letzten Jahr beim ersten Kontakt mit Leif Edling's neuem "Baby" durch den Kopf gegangen sind. Das selbstbetitelte Debüt von Avatrium (zum Review) stellt für mich ohne Zweifel eines der schönsten und "besondersten" Metal Alben der letzten Zeit dar. Die doomige Basis des Candlemass Vermächtnisses, gepaart mit der dezenten Psychedelic Atmosphäre und der unter die Haut gehenden Stimme von Madame Jennie-Ann Smith, deren wunderbares, dramatisches Blues/Jazz Timbre mit ihrer episch und verträumten Art und Weise einen kongenialen Kontrast zu den schweren Klängen der Band setzt, ist unvergleichlich. Diese Band ist für den Metalfan ebenso essentiell, wie für Liebhaber sphärischer Rockklänge und definitiv einzigartig. Ob die Aura von Avatarium sich auch live so prächtig entfalten würde, war somit die spannendste Frage dieser Nacht.



Die erste, insgeheim befürchtete Tatsache, offenbart sich dem Kenner mal gleich zu Beginn. Viele werden es nicht merken. Ich für meinen Teil bedaure es innig. Meister Leif Edling ist auch heute nicht Teil der "Liveband" Avatarium und wird wieder durch Tiamat Tieftöner Anders Iwers ersetzt. Die Situation ist dennoch schlüssig. Leif Edling kreiert die Kunst, die "Band" präsentiert sie und "die Band" ist perfekt aufgestellt und amtlich cool anzusehen. Drums und Keyboards sind hochkarätig besetzt, ex-Evergrey Member Marcus Jidell brilliert an der Gitarre und eine unglaublich authentisch rüberkommende und super sympathische Frontlady bedankt sich artig für das, was Leif Edling dieser Band ermöglicht, ihr musikalisch "vermacht" hat und hoffentlich auch in Zukunft noch vermachen wird.

Bereits die ersten Töne des unfassbaren Ohrwurmes "Moonhorse" lassen alle Zweifel im Keim ersticken. Kleine Soundprobleme in den ersten Sekunden können Avatarium nichts anhaben. Von der ersten Note an ist man gebannt und gefesselt, von all der dramatisch dichten Atmosphäre dieser Ausnahmeband. Packender und einprägsamer kann ein Song nicht klingen. Ganz großes Kino und Lady Smith singt großartig. So dürfen auch Damen gern im Metal stattfinden. Fernab allen Kitsches, mit Stil und Klasse. Die Stimmung ist von Beginn an super, der Sound nach kurzer Zeit perfekt. Das schwere Riffmonster dieses Songs, die dezente 70er Jahre Note und das episch verträumte Flair lassen einen nicht mehr los und wenn danach das dramatische und wuchtige Doom Manifest "Bird Of Prey" erklingt, ist wohl jeder im Backstage gebannt von der ergreifenden Kunst Avatarium's.



Der superbe Titeltrack der aktuellen EP "All I Want" (zum Review) holt uns mit seiner "leichtfüssigeren" Gangart kurzerhand aus der Trance, in die einen die Schweden versetzen. Ein perfekter Song, ideal im Set positioniert, bevor sich das düstere "Tides Of Telepathy" wieder hypnotisierend und schwermütig entfaltet. Die Dramatik dieses Songs ist ein Wahnsinn. Ebenso wie die Performance von Jennie-Ann Smith. Das episch melancholische "Deep Well" und das intensive "Pandora's Egg" sind intensive Höhepunkte, bevor das großartige "Avatarium" nach amtlichen 50 Minuten für einen monströs doomenden Schlusspunkt sorgt.

Es ist mir zwar unerklärlich, wieso die Band auf den majestätischen Ohrwurm "Boneflower" und meinen balladesken Liebling "Lady In The Lamp" verzichtet, daran dass diese Show genau so beeindruckend war, wie ich es mir erhofft hatte, ändert das aber rein gar nichts. Avatarium live sind ebenso intensiv und verzaubernd wie auf Platte. Diese Band ist ein Genuss und einer der besten "Newcomer" der letzten Zeit. Wenn die grandiose, bluesige Stimme von Jennie-Ann Smith über den düster doomenden Kolossen von Leif Edling und der dichten Avatarium Soundkulisse schwebt bleibt live, wie auch auf Platte einfach nur ein Fazit:
Dramatisch, hypnotisierend und episch schön!



Setlist Avatarium:

1. Moonhorse
2. Bird of Prey
3. All I Want
4. Tides of Telepathy
5. Deep Well
6. Pandora's Egg
7. Avatarium



Amorphis

"Wir sind zwar schon alte Fürze und auch im Publikum sind einige davon, wir werden heute aber keine Pop Songs spielen!" Sinngemäß zusammengefasst, bringt diese Ansage von Tomi Joutsen das Motto der aktuellen Amorphis Tourreise auf den Punkt. Schön, wenn man auch zwanzig Jahre nach der Geburt eines Albums, eine Anniversary-Tour zu diesem machen und dabei die Menge mobilisieren kann. Das können nur die ganz Großen und Amorphis sind ganz groß!



Nicht nur, dass sich die Finnen in den letzten 25 Jahren konstant zu einer der herausragendsten und eigenständigsten Metal Bands des Globus entwickelt und ausschließlich großartige Alben veröffentlicht haben. Amorphis haben Wegweisendes erschaffen, spielen mittlerweile in einer völlig eigenen Liga und sind eine der besten Bands unserer Zeit. Dass die Finnen im Jahre 1994 ein Meisterwerk kreierten, das noch Jahrzehnte danach als Referenzwerk für melodischen Death Metal gelten würde, war denjenigen, die die Veröffentlichung von "Tales From A Thousand Lakes" miterlebt haben, bereits damals klar. Dieses Album schlug ein wie eine Bombe. Esa Holopainen und Tomi Koivusaari schafften es einst, epische Melodien und eingängige Rhythmen in typisch skandinavische Todesbleistrukturen einzubauen. Plötzlich konnte "jedermann" mit Death Metal leben und es gibt wohl keinen Metal Fan der frühen 90er Jahre, der dieses Album nicht gekauft hat, oder es zumindest kennt.

Zum 20-jährigen Jubiläum dieses Manifestes haben sich Amorphis nun also für eine Tour im Zeichen von "Tales From A Thousand Lakes" entschieden und das ist gut und recht! Schön, wenn man sich's leisten kann, beinahe den kompletten Set der letzten Tourreisen, und das komplette Schaffen nach 1996 außen vor zu lassen, und dennoch eine Show voller Hits zu offenbaren. Das zeugt von Klasse, das zeugt davon, dass man eine "riesen" Band ist. Dass das Backstage heute auch noch super gefüllt ist, erklärt sich dann von selbst.



Die Setlist von Amorphis bedient also die "alten" Fans der Band. "Tales From The Thousand Lakes" wird am Stück aufgeführt, der reguläre Set wird durch drei Songs des 93er Debütalbums " The Karelian Isthmus" erweitert und die Zugaben "ehren" das superbe und revolutionäre "Elegy", bei dem Amorphis bereits weitere neue Wege beschritten. Viel mehr muss man dem Amorphis Fan eigentlich nicht mehr erklären. Dass diese Band live absolut perfekt ist, ist ja ohnehin hinlänglich bekannt. Dass Amorphis mit der Idee dieser Anniversary Tour absolut richtig liegen, zeigen die Publikumsreaktionen. Für viele im Saal ist es eine wundervolle Zeitreise, wenn die herrlichen Melodien dieses Meisterstückes erklingen, um sich mit fetten Death Metal Grooves zu paaren. Der Höhepunkt dieser großartigen Scheibe sind natürlich das Gesamtkunstwerk und seine herrlichen Gitarrenarbeit. Dennoch zeigen sich vor allem die herausragenden Songs wie das doomig schleppende "Into Hiding", das folkig geniale "The Castaway" und das traumhafte "In The Beginning" als absolute Stimmungshighlights. Das Backstage feiert seine Helden und ihr Vermächtnis und bangt "old-schoolig" vor sich hin.

Das unwiderstehliche "Black Winter Day" ist natürlich einmal mehr einer der absoluten Stimmungshöhepunkte, bevor das großartige "Magic And Mayhem" den zwischenzeitlichen Schlußpunkt unter das "Opus-Magnum" setzt. Beeindruckend und großartig. Die Kunst ansich, das immer noch unübertreffliche Songwriting und auch die superbe Liveumsetzung ringen jedermann im Saal Respekt und frenetischen Beifall ab. Die Stimmung ist superb und sogar die kühlen Finnen scheinen mir heute ein wenig "gelöster" und mit mehr Spaß an der Sache zu Werke zu gehen, als sonst.



Amorphis haben sichtlich Spaß an ihrer Retrospektive und die Zeitreise geht weiter, ganz zurück zu den Anfangstagen der Band. Zum Debütalbum "The Karelian Isthmus". "Karelia/The Elegy" klingt natürlich nicht mehr ganz so rau wie einst, weiß aber immer noch mit todesmetallischer Epik und typischem Bandcharisma zu überzeugen. Wer sich mit diesem Werk noch nie befasst hat, wird heute darüber aufgeklärt, dass Amorphis bereits in ihren frühen Tagen mit herausragenden Gitarrenmelodien und dynamischen Songs aufwarteten. Ein episch angelegtes, aber immer noch amtlich fett groovendes, "Signs From The North Side" zeigt sich auch in hohem Alter als Perle des skandinavischen Melodic Death-Erbes. Das vehemente, bereits auf der Circle-Tour im Set geparkte und mit einem saftigen "old school death metal" Ansage intonierte "Vulgar Necrolatry" beschließen den Debüt-Exkurs und bestärken mich in dem Gedanken, dass ich mir baldigst wieder mal diese wunderschöne Picture auf den Plattenteller legen sollte, die ich viel zu lange nicht mehr angehört habe.



Der reguläre Set ist vorbei. Die Stimmung ist grandios. Kurze Pause, "Elegy"-time: Dieses Album hat einst polarisiert. Ich für meinen Teil habe es von Beginn an geliebt und das orientalisch angehauchte "Better Unborn" ist nach wie vor grandios anzuhören. Das waren die 90er. Das ist Metal-Geschichte und obendrein ein bis dato richtungsweisender Teil davon. Das herrlich groovende "Against Widows" geht runter wie Öl und ist zurecht noch immer Bestandteil beinahe jeder Amorphis Show und das eindringlich, selbstredend "nicht" in der populären Akustik-Version dargebotene, "My Kantele" ist nicht mehr oder weniger, als der perfekte Abschluss einer herrlichen Zeitreise, zurück in die 90er Jahre und die Frühtage dieser Ausnahmeband. Wundervoll und ebenso wie jeder andere Song des Sets auch in der Version mit Tomi Joutsen, wie bereits am gelungenen 2010er Album "Magic and Mayhem - Tales from the Early Years" (zum Review), ein absoluter Genuss.

Die Stimmung kocht. Band und Publikum sind am Höhepunkt und es ist einfach nur schade, dass diese grandiose Party nach 90 Minuten zu Ende ist. "Folk Of The North" erklingt in instrumentaler, perfekter Version, spannt ein letztes Mal den Bogen zu "Tales Fron The Thousand Lakes" und beendet eine großartige Show und einen perfekten Konzertabend!



Setlist Amorphis:

1. Thousand Lakes - Into Hiding
2. The Castaway
3. First Doom (first performance since 1995)
4. Black Winter Day
5. Drowned Maid
6. In the Beginning
7. Forgotten Sunrise (first performance since 1995)
8. To Father's Cabin (first performance since 1995)
9. Magic and Mayhem (first performance since 2011)
10. Karelia - The Gathering (first known performance since 1992)
11. Sign from the North Side
12. Vulgar Necrolatry
---
13. Better Unborn
14. Against Widows
15. My Kantele
16. Folk of the North



Die Heimfahrt ist dann erwartet unproblematisch. Der heimischen Regionalpolitik sei aber einmal mehr für den schäbigen IG-L 100er im Inntal gedankt, der einen einfach nur ermüdet und die 80 Kilometer von Kufstein nach Innsbruck zur gefühlten Weltreise macht. Jeder einzelne Russenbomber des Wintercharter richtet mehr "Schaden" an als PKW's, die ein paar km/h schneller fahren. Der heute ausgerufene, "flockige" 80er um 23:00 und bei absoluten perfekten Straßenverhältnissen unterm saloppen Motto "Winterdienst", ist da nur noch da Tüpfelchen am i meine Damen und Herren!









@C
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