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Cover  
Alda - Passage (CD)
Label: Sound Pollution
VÖ: 16.10.2015
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Art: Review
Thunderstryker
Thunderstryker
(154 Reviews)
10.0
Auch im Thunderstryker-Jahrespoll gibt es auf dem Siegertreppchen wenig Platz und dünne Luft, sodass nur ein wegweisendes und/oder schlicht grandioses Album sich eben da positionieren kann. Betrachtet man die letzten Jahre auf musikalischer Ebene, stagniert es massiv in vielen Bereichen; vom US Metal über den Heavy Metal, dessen vielgepriesenes frisches Blut nur eine lebenserhaltende Maßnahme ohne Mehrwert für den Patienten ist, bis hin zu Hard Rock in seinen diversen Ausprägungen. Die großen Sprünge kamen nur aus dem Prog, was zu einem guten Teil auch auf dessen Natur zurückzuführen ist und überraschenderweise aus dem Doom, der jedes Jahr gleich mehrere Bestenlistenkandidaten auffährt. Die wirkliche Revolution jedoch erfährt der Black Metal.

Es lässt sich viel darüber rätseln, was etwa eine Dekade nach der zweiten Welle los war und warum keine vernünftigen Schwarzmetall-Alben das Dunkel der Welt mehr erblickten; zumindest der Nieschenaspekt war verloren und ob nun auch für den offenen Hörer peinliche Experimente der Dimmu Borgir-und Klone-Atrozitäten, oder endlose Stagnation der Marke Immortal; irgendetwas fehlte. In den letzten Jahren hat sich die Lücke geschlossen und Black Metal ist, wenn auch kein Underground, so doch eine derart verzweigte Landschaft, dass allein die Bandbreite an Möglichkeiten dieses Genre als nicht zu fassendes und definierendes Konstrukt erscheinen lässt.

À propos verzweigt: Die Baumanbeter-Semi-Hippies des angeschwärzten Folk Metal, die von Anfang an nur ein großer Komposthaufen waren, sind es jetzt ausgerechnet, die die Überraschung des Jahres liefern. Nein, es geht nicht um Agalloch, auch wenn diese mehrfach das Potential zu Derartigem hätten. Das US-Amerikanische Quartett von Alda ist es, das den großen Wurf bringt. Unwahrscheinlich, dass allzu viel Notiz von der Band genommen wurde, denn obgleich sie seit 2007 besteht, sind die beiden Studioalben doch genauso limitiert, wie das Demotape. So kann man sich auch bedeckt halten. Tales Of Medusa lassen grüßen.

Das Drittwerk "Passage" könnte einem auch nur zu leicht entgehen; unauffälliges, dunkles Cover, schön zwar, aber kein Blickfang, nicht mal das Bandlogo ist zu sehen, dazu ein Vertrieb über den Eisenwald... Ist es nicht die Hand der Vorhersehung, die einen mit diesem Manifest in Verbindung bringt, was dann? Dabei ist an den Äußerlichkeiten grundsätzlich nichts falsch, auch das Booklet bietet schöne Bilder und einen konträren Farbton.

Nun zum Wesentlichen, der Musik, oder vielmehr der Klangwelt Aldas. Wollte man mit Referenzen beginnen, kommt man um Namen wie Ulver, Nucleus Torn und Wolves In The Throne Room nicht herum, aber auch ein guter Schuss Bathory und (auf lyrischer Seite) Atlantean Kodex ist zu vernehmen. Die angesprochene Klientel sollte nun schon auf der Suche nach Jacke und Autoschlüssel sein. Dabei ist die Band sogar noch viel mehr, als die Summe der Teile.

"The Clearcut" ist mit Sicherheit und einigem Abstand das Beste, was dieses Jahr aufgenommen wurde und ist womöglich die Black Metal-Antwort auf Lieder wie "Thus With A Kiss I Die" und "Watching From A Distance". Ein langer, akustischer Intropart mit einsetzendem Klargesang wird Skeptiker fragen lassen, ob die Genre-Kategorisierung denn berechtigt sei, doch spätestens, wenn die Raserei einsetzt, wird alles klar. Dabei ist es nicht so, dass ein schönes Melodieren rüde unterbrochen wird, sondern die Dumpfheit des Schlagzeugs und die relativ wässrige Gitarrenabmischung wirken nach den lauten, klaren Vorläufern nicht besonders aggressiv, sondern eben auch "schön". So wird passender Sound gemischt!



Wenn der Gesang auf seinen Black Metal-Modus umstellt, ist er zweckdienlich und charakteristisch, nicht der Genremaßstab, aber zweifellos wiederzuerkennen. Grundsätzlich hält sich die Stimmarbeit aber in Grenzen und weicht recht schnell wieder dem Wechselspiel Akustik-Inferno. Mit diesen 14 Minuten Eröffnungsarbeit hat das Album schon ein solides Fundament in Richtung Klassiker gelegt.

Das Rezept wird sich nicht mehr grundlegend ändern, auch, wenn der Titeltrack "Passage"schon sehr viel deutlichere Agalloch-Züge trägt. Doomiger Black Metal? Ganz zarte Heavy-Anleihen? Was auch immer man heraushören mag, auch diese 11 Minuten sind nicht das, wozu man auf einem Konzert heillos ausrastet, sondern, um das Käse-Vokabular anzustrengen, um darin "einzutauchen", "zu versinken", oder "sich treiben zu lassen".
Selten hat eine CD so viel anmutige Schönheit transportiert!

"Weathering" könnte, vom Gesang abgesehen, so auch von Saturnus geschrieben worden sein und hat von allen Stücken den größten Akustikanteil. Bis jetzt kam kein Track ohne zweistelligen Minutenbereich aus; jetzt folgt die Überraschung: "The Crooked Trail" ist ein Stück ganz ohne Gesang, Stromgitarren oder Schlagzeug, dafür ein magisches Werk mit einer Leitmelodie, die "Vast Oceans Lachrymose" Konkurrenz macht und, auch bedingt durch die gut gesetzten Natur-Einspieler, zwischen all den Mammut-Bäumen auf "Passage", wie ein schüchternes kleines Pflänzchen wirkt, das einem am Ende vielleicht sogar die meisten Blicke abringt.

Leider haben alle guten Dinge ein Ende und so leitet das vergleichsweise wilde "Animis" den Hörer zu einem befriedigenden Schluss. Auch auf lyrischer Seite wirkt es nunmehr weniger weise und andächtig, sondern wie ein aufkommendes Inferno. Hier kann man außerdem den größten Burzum-Anteil ausmachen. Nach diesen 50 Minuten gibt es eigentlich nur eine Konsequenz: "Repeat"

Alda haben mit "Passage" das, man möchte gar sagen mit einigem Vorsprung, beste Album des Jahres 2015 aufgenommen und werden, zusammen mit Mgla, den Black Metal-Thron der Zukunft besteigen. Fans aller gelisteten Bands sollten mindestens reinhören, besser aber gleich auf Suche gehen. Freunde atmosphärischer, leicht ambient-orientierter Klänge können auch ein Ohr riskieren und es darf sogar davon ausgegangen werden, dass der ein oder andere Prog-Freund hieran seinen Gefallen finden könnte.

Trackliste
  1. The Clearcut
  2. Passage
  3. Weathering
  1. The Crooked Trail
  2. Animis
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© DarkScene Metal Magazin