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Cover  
Morbid Angel - Illud Divinum Insanus (CD)
Label: Season Of Mist
VÖ: 06.06.2011
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Art: Review
RedStar
RedStar
(243 Reviews)
9.0
Morbid Angel und Death Metal – Ikone David Vincent sind zurück und hauen mächtig auf den Putz! Gleich vorweg: Dieses Album wird ganz mächtig polarisieren, das ist jetzt schon klar. Wirkte Vincent bei den letzten Liveshows in seinem Latexhemderl und seinem ausgedünnten Kopfbewuchs eher bemitleidenswert–witzig, folgt mit "Illud Divinum Insanus" (grammatikalisch richtig: "Insanum", aber phonetisch so gewünschter Albumtitel) die Rache des D. Vincent und seinen morbiden Engeln.

Das erste Morbid Angel/Vincent-Studioalbum seit "Domination" beginnt noch relativ harmlos mit dem mit schweren Laibach-Reminiszenzen versehenen, sakral klingenden Intro. Dass die Band seit jeher ein Faible für das abgedrehte slowenische NSK-Kollektiv hegte, weiß jeder Morbid Angel – Freund seit den Laibach – Remixen (1994).

Mit "Too Extreme!" (Nomen Est Omen!) folgt sogleich ein schwerer Hardcore-Technohammer, der die engstirnigen Musbirnen der konservativen Fankreise zu Brei klopft, hart an der stumpf-stupiden Gabba – Grenze. Das Interessante dabei ist, dass das Uffta Uffta – Geknüppel aus der Retorte gleichzeitig auch klarmacht, wie ähnlich das Death Metal – Gebretter dem sterilen Industrial – Gehämmer ist und bei dieser Nummer – am Nervenkostüm des Hörers zerrend – eine unheilige Symbiose eingeht. Nicht neu die Idee, nicht innovativ, aber unglaublich brutal, effektiv und alles plattstoßend.



Wer diese Einstieghölle erfolgreich durchschritten hat, erfährt mit "Existo Vulgore" - einem klassischen MA–Brecher - Seelentrost. Balsam für das geschundene „Früher war alles Besser“-Ohr also, dem das pfeilschnelle "Blades For Baal" folgt, dessen Doublebass einfach alles nieder“tackert“. Herrlich, mit welcher Frische die Band beim "Heretic" (2003)-Nachfolger zu Werke geht. Mit "I Am Morbid" hat die Band dann gar eine veritable Bandhymne am Start (eingeleitet von gesampelten „Morbid“-Publikumssprechchören), die live sicher bestens funktionieren wird, "10 More Dead" ist ein fettes Groovemonster, der wüste und eingängige Stampfer "Destructos vs. The Earth/Attack" würde auf einem Ministry–Album nicht aus der Rolle fallen, dennoch hören wir, trotz aller „industriellen“ und „normalrockigen“ Einflüsse - nicht zuletzt aufgrund des virtuosen Gitarrenspiels von Kreativchef Trey – zu jeder Zeit ein Morbid Angel–Album!

Das bereits live vorgestellte, zündende "Nevermore" und das theatralische "Beauty Meets Beast" bilden gleichsam das Vorspiel zum nächsten Brutalo-Kulturschock, der Titel lässt es beinahe erahnen, das "Marilyn Manson"-artige "Radikult" ist ein weiterer Brocken, an dem sich Morbid Angel-Puristen die Zähne ausbeißen dürfen…die anfänglichen Industrialklänge dieses Songs gehen über in den „Volbeat meets Death Metal“ –mäßigen Grundrhythmus, der punkig-industrial-rockig vor sich hergaloppiert bevor der musikalische Bandkopf Trey Azagthoth bei dem unheiligen Rausschmeißer "Profundis - Mea Culpa" mit grenzgenialer Stilsicherheit wiederum Industrialteile in die Knüppelorgie geflochten hat. Drum-Master Pete „Commando“ Sandoval muß aufgrund seiner Rückenprobleme eine Bandpause einlegen, Tim Yeung versucht mit seinem irren Drumming jedoch alles, die Abwesenheit des Meisters zu kompensieren. Nach Auskunft der Band soll das Drumming nicht mal beim Abschlußtrack aus der Retorte kommen.



"Illud Divinum Insanus" ist ein abwechslungsreiches und forderndes Biest von einem Metalalbum, das sowohl die Rückkehr der Band als auch des geläuterten und menschlich gereiften David Vincent (so zumindest den aktuellen Interviews zu entnehmen) markiert, jedoch nicht bei allen Fans auf Gegenliebe stoßen wird, da es für Puristen ein offener Affront und der Fehdehandschuh mitten im Gesicht ist.

Ich ziehe meinen Hut vor dem Mut der Floridianer, ein unerwartetes, offenkundig (und wahrscheinlich beabsichtigt) polarisierendes Album auf den Markt zu werfen, das die Genregrenzen sprengt, aber nicht wie eine reine Remixangelegenheit isoliert dasteht, sondern mit großem musikalischen Genius zu einem modernen Extremmetal-Album verschmilzt, das seine Bezeichnung redlich verdient hat und abseits des stumpfen Vader-ähnlichen Bolz-Mantras eine logische Konsequenz auf der Suche nach neuen Extremen ist.

Abseits der neuen Einflüsse geht mit der Rückkehr von Vincent auch eine immense Steigerung der Qualität bei den MA-typischen Songs einher. Schon lange waren Morbid Angel nicht mehr so schlüssig, durchschlagskräftig, druckvoll, schon lange waren keine Songs dieser Güte mehr am Start. Abzüglich des Intros sieht die Songquote folgendermaßen aus: Klassische Morbid Angel in toller Form: 6 vs. moderne, extreme Morbid Angel: 4. Jeder, der die modernen Einflüsse auf David´s Beteiligung bei den Genitorturers schieben will, hat das Grundprinzip und die Band an sich nicht verstanden, nicht zuletzt ist es ja Trey, der über ein breites musikalisches Spektrum verfügt und seit jeher vor allem auf Laibach schwört und somit nicht zwingend von Zugeständnissen des Hauptsongwriters an David Vincent ausgegangen werden muss.

Wem das alles zu weit geht, der sollte zur Sicherheit doch lieber zu altbewährten Morbid Angel-Alben greifen, sich aber bewusst sein, dass die seligen "Altars Of Madness" etc. Zeiten doch schon lockere 22 Jahre her sind und sich Morbid Angel innerhalb ihrer Grenzen immer weiterentwickelt haben oder sich einfach ein Vader-Album kaufen. Man kann nur hoffen, dass dieses gelungene Quasi-Comebackalbum nicht zwischen Befürwortern und Gegnern aufgerieben und zerrissen wird.
Trackliste
  1. Omni Potens
  2. Too Extreme!
  3. Existo Vulgoré
  4. Blades For Baal
  5. I Am Morbid
  6. 10 More Dead
  1. Destructos VS the Earth / Attack
  2. Nevermore
  3. Beauty Meets Beast
  4. Radikult
  5. Profundis - Mea Culpa
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