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Cover  
Warbringer - Waking Into Nightmares (CD)
Label: Century Media
VÖ: 25.05.2009
MySpace
Art: Review
Professor Röar
Professor Röar
(123 Reviews)
5.5
Ja hoppla, meine alten Lieblinge von Warbringer sind zurück! Und das schneller, als ich mir hätte träumen lassen. Mit ihrem Debut War Without End vor knapp einem Jahr konnten die Jungspunde aus USA ja durchaus musikalisch überzeugen – ihr totally old school 80s Thrash war in seiner altmodischen Simplizität einfach zu erfrischend und gelungen als dass man ihnen hätte böse sein können, weil das Drumherum, also solche Nebensächlichkeiten wie Originalität und insbesondere lyrischer Ausdruck zu wünschen übrig ließen.

Nach einem Jahr harter Arbeit auf Tour und im Studio treten nun Warbringer zum zweiten Mal vor den gestrengen Professor und es wird sich zeigen, ob die Hinzunahme einer neuen Rhythm-Section den erwünschten Boost bringen konnte und wir es nun mit einem ernst zu nehmenden Musikensemble zu tun haben.
Von den ersten Klängen des Openers "Jackal" an ist klar, dass Warbringer auf ihrem Zweitwerk nicht einen Millimeter von ihrem bisherigen musikalischen Konzept abgerückt sind. Hier leben die 80er wieder auf, wenn Warbringer ihre durchwegs im Hochgeschwindigkeitsbereich angesiedelten Thrash-Granaten der Marke Exodus und Testament runter bolzen, beinharte Stakkato-Riffs und messerscharfe Soli jeden Amp in Stücke zerlegen und Drummer Nic Ritter seine Schießbude durch den Häcksler tritt. Aufmerksame Hörer bemerken vielleicht marginale Fortschritte im Songwriting, da auf der einen Seite das Gaspedal noch kräftiger durchgedrückt wird, andererseits aber einige Songs ansatzweise mehrschichtige Strukturen aufweisen, man sich also nicht mehr nur mit Intro-Strophe-Refrain zufrieden gibt.

Was aber diesmal schmerzlich fehlt, ist der unbekümmert jugendliche Charme und die Unbeschwertheit des Debuts. Auch an Widererkennungswert mangelt es dem Großteil der Songs, denn wenn nach 40 Minuten die CD ihr Ende erreicht hat, erinnert man sich an kein einziges Gitarrenriff mehr. Da fehlt es hint und vorne an Hooks, streckenweise muss man bei Warbringer totale Ideenlosigkeit diagnostizieren, und wenn sich ab und an doch so etwas Ähnliches wie ein Riff mit Widererkennungswert einschleicht, ist es bei Testament und Co. geklaut und wird spätestens beim nächsten Takt unter einem umso nichtssagenderen Riff begraben. Besonders im Bereich der Refrains müssen Warbringer noch sehr viel an sich arbeiten, denn was dem Publikum bei "Senseless Life" oder "Shadow From the Tomb" an Dilettantismus zugemutet wird, wagt sich heute normalerweise nicht mal mehr aus der Rock’n Roll-Vorschule hinaus.

Zu allem Überdruss hat sich auch Vokalist John Kevill nicht verbessert, ganz im Gegenteil ist sein - zugegebenermaßen kompromisslos brutales - Gekreische - laut Bandinfo „evil screams“ - auf Dauer derart monoton und bar jeglicher Variation, dass man schon nach wenigen Songs unüberwindbare Sehnsucht nach der Skip-Taste am CD-Player verspürt.

Absoluter Tiefpunkt auf "Waking Into Nightmares" ist das vollkommen misslungene Instrumental "Nightmare Anatomy", das sich wohl an diversen Metallica-Instrumentals orientieren will, leider jedoch nur durch völlige Langeweile glänzt. Merke: Nur weil man ein Riff 120 Mal hintereinander runternudelt, bis es auch dem widerstandsfähigsten Nicht-Fan aus dem Halse hochkommt, hat man noch keinen gelungenen Song geschrieben – und außerdem reicht es nicht, bei einem Song NICHT zu singen, um als Musiker respektabel zu erscheinen.

Textlich haben Warbringer diesmal die Kriegsthematik hinter sich gelassen – wahrscheinlich konnten die jungen Poeten immer noch keinen Zusammenhang zwischen war und politics erkennen (siehe dazu War Without End) – und bedienen uns diesmal mit nicht minder klischeehaften Reimregurgitaten übers Umbringen („You lose, I gain from all your suffering“ – "Jackal"), den Wahnsinn („Descending into madness, sanity falling away“ – "Severed Reality"), das Töten („Indiscriminate Killing, lacking reason why, hunting you down from the sky“ – "Scorched Earth") und das Sterben („Twisting mass of starving flesh“ – "Prey for Death"). Da wird gnadenlos kein Stereotyp aus 30 Jahren getexteter Aggro-Metal-Enthirnung ausgelassen, jeder noch so abgelutschte Erstklässlerreim (hate – too late) muss da herhalten – und dabei gilt hier nicht mal der mildernde Umstand, dass es sich um nicht der englischen Sprache mächtige Südeuropäer handelt, denn immerhin sind Warbringer als waschechte US-Amerikaner ja auch so was wie Native Speakers, von denen man erwarten könnte, dass ihr lyrischer Output nicht ständig an post-pubertären Gewaltphantasien aus billigen italienischen Horrorstreifen vorbeischrammt, deren literarischer Wert noch am ehesten vergleichbar ist mit dem der Anzeigen aus dem horizontalen Gewerbe in der Kronenzeitung .

Nachdem das Debut von Produzentenveteran Bill Metoyer soundtechnisch durchaus kompetent betreut wurde, nahm diesmal Exodus-Gitarrero Gary Holt als Produzent die Rabauken von Warbringer unter seine großväterlichen Fittiche. Somit gibt es am Sound nichts auszusetzen, alles schallt druckvoll und transparent aus den Boxen der heimischen Anlage. Und wenn Warbringer schon beim Texten nichts dazugelernt haben, nahm man sich diesmal mit Dan Seagrave wenigstens einen namhaften Coverkünstler fürs Artwork hinzu.

Somit darf ich knapp ein Jahr nach "War Without End" ein weiteres Urteil über Warbringer verkünden und meine Gesamtnote für "Waking Into Nightmares" folgendermaßen begründen: der Retro-Sympathie-Kuttenaufnäherbonus wird auf 6,5 von 10 reduziert, abgezogen werden die Kosten für 3 weitere Gehirnamputationen wegen der überraschenderweise noch stupideren Lyrics, auf der Habenseite steht dafür 1 Glen Benton-Lifetime-Kinderreim-Award für beispiellos sinnentleertes Worthülsenjonglieren, und ein schmiedeeiserner Vorschlaghammer für den tatsächlich sehr kompetent musizierenden Drum-Neuzugang Nic Ritter. Auf Grund der Nicht-Erbringung der Mindestanforderungen in „Creative Writing“ und einem eklatanten Mangel an Fleiß in der Disziplin „Komposition“ ist das Musikensemble Warbringer jedoch nicht berechtigt in die nächsthöhere Klasse der US-Thrash-Liga aufzusteigen. Sorry, must work harder…
Trackliste
  1. Jackal (3:08)
  2. Living In A Whirlwind (3:21)
  3. Severed Reality (3:58)
  4. Scorched Earth (3:43)
  5. Abandoned By Time (4:22)
  1. Prey For Death (4:41)
  2. Nightmare Anatomy (4:00)
  3. Shadow From the Tomb (4:04)
  4. Senseless Life (4:55)
  5. Forgotten Dead (4:03)
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