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Cover  
Tool - 10.000 Days (CD)
Label: Zomba Records
VÖ: 28.05.2006
Homepage
Art: Review
DarksceneTom
DarksceneTom
(3150 Reviews)
9.0
Nie im Leben hätte ich mir träumen lassen, dass gerade ich, den diese Band bislang doch eher peripher tangierte, ein TOOL Review verfasse. „10.000 Days“ macht’s möglich, ich bin hin und weg und verneige mich bereits im Vorfeld vor einer der schwierigsten, stimmungsabhängigsten, jedoch originellsten Klangorgien, seit langer Zeit und hoffe, dass es den Herren Protagonisten mittlerweile wieder besser geht :-)

Nicht dass ich dieses Album unbedingt kaufen wollte. Bereits die ersten Takte, die monströsen Bassläufe und unkonventionell brutalen Riffmonolithen von „Vicarious“ bewegten meinen ferngesteuerten Körper jedoch unausweichlich dazu, das herrlich verpackte Teil zu verhaften und mich willenlos in der Welt von TOOL versinken zu lassen. Was für eine überirdische Produktion – mir poltert jetzt noch die Herzklappe, wenn ich nur an dieses unbarmherzige Soundgewitter denke – welch genialer Song, der sich da, anfangs harmlos scheinend, unglaublich steigert und in ein hypnotisch dichtes Soundgewebe voll tonnenschwerer Intellektgrooves intensiviert und mit zum Teil ungeahnten Härtegraden schmerzt. Starker Tobak meine Herren! Packend treibend und dennoch fast bis zur Grenze des Machbaren mit psychedelischen Fragmenten und stoner tauglichen Gitarrenspiralen beladen, legt „Jambi“ weiter tonnenschweres Holz ins Feuer und frisst sich wie ein unaufhaltbarer Virus in die tiefste Magengegend, um dem in Trance befindlichen Opfer immer wieder die verschleierte Frage zu stellen, warum sich ein gesundes Individuum so was überhaupt antut. Es reizt der Schmerz, es ist einfach zu genial, zu packend, zu interessant und einfach nur fesselnd, was hier passiert!
Mag man meinen, das hypnotisierende „Wings For Marie“ biete kurzzeitig Raum zur Erholung, wird man daran gnadenlos zu Grunde gehen. Unscheinbar und umso bedrohlicher umspinnen einen die beschwörenden Soundkollagen um Dunkelheit zu verbreiten und das Tor zum Abgrund aufzustoßen. Die Wolken verdichten sich, Sturm kommt auf; der Titeltrack! Ein Monster, ein Vulkanausbruch, dessen zähe bedrohliche Lava dem gebannten Menschensohn glühend über den Rücken zu laufen scheint und in seinem morbide, selbst zerstörerischen TOOL Gebräu wie ein intensiv zeitgemäßes Ejakulat von VELVET UNDERGROUND im letzten Stadium einer Heroinabhängigkeit bis zum bitteren Ende tief unter die Haut strömt. Extravagant, genial, vielleicht der kleine Höhepunkt dieses irrsinnigen Kreuzzuges, der definitiv nicht von dieser Welt scheint und den gebannten Sklaven definitiv zum willenlosen Gespielen macht. Die Wolken brechen, das Ende der Pein ist erreicht und alles versinkt in sinnflutartiger Weltuntergangsstimmung!
Pause.
Erholung.
Trotz aller verrückten Grundstimmung kommt „The Pot“ dann gerade zur rechten Zeit um das Dunkel zu lichten und der Situation zumindest halbwegs Hoffnung zurück zu geben. Ein geradezu einladend, groovig, packend und dennoch so intensiv und mit fett uramerikanischem 90er Rock Feeling ausgestatteter Hit. Als ob SOUNDGARDEN mit KYUSS auf einem wüsten Psychotrip ritten. Nur viel neurotischer, wuchtiger, dunkler und definitiv ungesünder.
Vertrackt düstere, mit allerlei spielerischen Effekten versehene Parts läuten dann behutsam das Ende der Reise ein und bieten mit „Rosetta Stoned“ – ein dem Titel entsprechend madiges Schizophreniegerocke mit berauschtem Stoner Folk - einen elendslang realitätsfremden Trip an, der trotz aller sperrigen Situationskomik allein durch seine egoistische Extravaganz glänzt! So zeigt das Finale dieses Surealtrips - auch wenn mit „The Right In Two“ beinahe noch ein Semi-Hit herbeischleicht - dass sich auch die hartgesottensten Arbeiter ihrem Rausch mit zunehmender Zeit ergeben müssen. Ruhiger, hypnotischer und psychedelisch abgedrehter wird die sperrige Ambiente-Chose und wer weiß, vielleicht können die Jungs von TOOL mittlerweile ja gar fliegen....

Der Teufel steckt bei „10.000 Days“ definitiv im Detail und entfaltet sich an vielen Stellen mit zunehmender Rechtsdrehung des Soundreglers erst so richtig brutal um die anfangs so harmlos klingenden Soundteppiche zu Berserkern zu machen. Natürlich ist dieses epische Breitwandinferno voll extraordinär düsterer Klangstrukturen der erlesensten Sorte nicht sofort zu begreifen. TOOL leben in einer eigenen Welt, das demonstriert dieser Soundkollos an allen Ecken und Enden und auch wenn diesem fiesen Monster (oder vielleicht mir?) gegen Ende ein wenig die Luft ausgeht und nicht jeder Ton zwingend scheint, kann man den eigenständigen Handwerkern zu diesem Bastard nur gratulieren.
Dieses Album braucht Zeit, dieses Werk erfordert harte Arbeit. TOOL machen aber vom ersten Ton an unmissverständlich klar, dass es sich lohnt in ihre Welt einzutauchen, in ihr zu schwimmen, zu versinken und sich ihren Audioorgasmen willenlos hinzugeben.

Zur Beachtung: „10.000 Days“ sollte längere Zeit und in höheren Dosen nicht ohne Befragung des Arztes angewendet werden. Dieses Album kann die Reaktionsfähigkeit und Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen. Über Wirkungen und mögliche unerwünschte Wirkungen informiert sie ihr Arzt oder Apotheker!
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