HomeNewsReviewsBerichteTourdaten
InterviewsLiveSpecialsArchiv ImpressumDatenschutz
Anmeldung
Benutzername

Passwort


Suche
SiteNews
Review
Mega Colossus
Showdown

Review
North Sea Echoes
Really Good Terrible Things

Review
Whom Gods Destroy
Insanium

Interview
Night In Gales

Review
Hammer King
König und Kaiser
Upcoming Live
Wörgl 
Hamburg 
Statistics
282 Interviews
388 Liveberichte
194 Specials
Anzeige
Deep Purple
12.07.2014, Fischergries, Kufstein 
Open Air  
Werner
Werner
(10 Live-Berichte)
Oft wird man in unseren Gefilden nicht mehr die Gelegenheit bekommen, einer Legende wie Deep Purple auf die Finger zu schielen. Nach dem meine letzte Begegnung bereits zwanzig Jahre zurück liegt (dazumal gastierten die Briten noch mit Ritchie Blackmore am 26.10.1993 in der Innsbrucker Olympiahalle) und ihr aktuelles Album "Now What?!" sicher zu den stärksten der Mark VII/VIII Phase zählt, ließ ich mich nicht zweimal betteln, in die bezaubernde Grenzstadt hin zu tuckern. Dank angenehmer Temperaturen gab es nahezu optimale Rahmenbedingungen und mit rund zweieinhalbtausend Musikbegeisterten am Fischergrieß durften wahrscheinlich auch die Veranstalter eine positive Bilanz ziehen. Wagte man einen Blick durch das bunt gemischte Publikum, konnte man als frisch gebackener Vierziger ein wenig aufatmen, denn eine stattliche Anzahl Hardrock Fans jenseits der Fünfzig durchzog das gut gelaunte Auditorium – mit dem positiven Nebeneffekt, dass jene treue Seelen wiederum ihre Kids und Enkel davon überzeugen konnten, was es mit der Klasse einer Institution wie Deep Purple auf sich hat: die Jugend von heute hat bitte abseits vom Mainstream-Sumpf ein Recht darauf zu erfahren, was beseelte, grundehrliche und handgemachte Kunst ist.



Die Band um den schwäbischen Blackmore-Fetischisten Axel Rudi Pell machte den Anfang. Unmittelbar nach der ausgiebigen 30th Anniversary Show beim Bang Your Head Festival in Balingen, die mit knapp drei Stunden im Gepäck einem Marathon-Set gleichzusetzen ist, merkte man den Jungs auch etwas die Müdigkeit an – verständlich. Weniger verständlich waren allerdings die öfter eingestreuten Jam-Passagen, da hätte man stattdessen ruhig ein, zwei knackige Nummern mehr einpflanzen können. Die Strategie, sich in dieser Art dem Deep Purple Publikum zu nähern, war vielleicht gut gemeint, jedoch nicht von großer Relevanz. Sei’s drum. Erfreulich dann aber die famose Gesangleistung von Hardline Wunderstimme Jonny Gioeli (von der Kollege Tom in seinen ARP Live-Berichten zu Recht schwärmt!) sowie die Auswahl einiger Nummern: so z. B. der Opener der aktuellen Scheibe in Form von "Burning Chains" oder der ausladende Titeltrack von "Into The Storm" (zum Review) selbst. Auch der Epik-Hammer "Mystica" samt seinen mächtigen Soli im Mittelteil ließ zünftig aufhorchen. Und wer von überall ein bisschen kosten wollte, war mit dem Medley aus "Too Late", "Call Her Princes", "Eternal Prisoner", "The Masquerade Ball" und "Cashbash" variabel bedient.

"Rock The Nation" bildete den obligatorischen Abgang, wie er bei jeder ARP Show im Regelfall folgt. Resümee: In Anbetracht der Strapazen von Balingen eine solide Show einer sympathischen Truppe, der völlig zu Recht dieser Support-Slot angeboten wurde, viel mehr aber nicht. Wer die Routiniers um den blonden Schnauzbartträger Pell in vollem Umfang und vor allem lauter als an diesem Abend erleben will, möge sich eine Headliner Show dieser Deutsch/Amerikanischen Institution reinziehen.



Setlist Axel Rudi Pell:

"Burning Chains"
"Strong As A Rock" (mit kurzer "Nasty Reputation" Einlage)
"Hey Hey My My" (Neil Young Cover)
"Mystica"
"Keyboardsolo"
"Into The Storm"
"Drumsolo"
"Medley" ("Too Late"/"Call Her Princes"/"Eternal Prisoner"/"The Masquerade Ball"/"Cashbash")
"Rock The Nation"



Deep Purple noch groß vorzustellen, wäre wie Eulen nach Athen zu tragen. 45 Jahre Dienstjahre (abgesehen von der Auszeit 1977-1983) und über 100 Millionen verkaufte Tonträger sprechen eine klare Sprache (anbei: wer Klassiker wie "Child In Time" oder "Speed King" als selbst ernannter Rockfan nicht kennt, muss sofort nachsitzen). Dass das britisch/amerikanische Konsortium immer noch richtig gute Songs schreibt – bestes Beispiel ist der aktuelle Dreher "Now What?!" (...zum Review) – und gehörig Spaß auf der Bühne hat, ist alles andere als selbstverständlich: seit ex- Dixie Dregs Saitengott Steve Morse vor zwanzig Jahren anstelle von Zankhahn Blackmore (bzw. nach einem kurzen Gastspiel von Joe Satriani) ins Boot gestiegen ist, scheint die musikalische und persönliche Chemie zu passen. Bei Einsetzen der Dämmerung stimmten Deep Purple erwartungsgemäß das Intro von Gustav Holst’s "Mars, The Bringer Of War" an, um anschließend mit dem groovigen "Now What?!" Track "Après Vous" gleich aufzuzeigen, wer heute das Zepter im Ostalpengebiet schwingt. Mit "Into The Fire" schob man einen Klassiker aus dem Jahre 1970, also von "In Rock" hinten nach. Dass der Song auch dieser Tage noch bestens funktioniert, ist neben der punktgenauen Darbietung des blendend eingespielten Fünfers auch den Herrschaften am Mischpult zu danken, die an diesem Abend einen Spitzenjob ablieferten: satter und klarer geht kaum. Weiter ging es mit dem flotten, gleichfalls von "In Rock" entnommenen Stück "Hard Lovin‘ Man", bevor via "Strange Kind Of Woman" der erste Kracher von "Fireball" (1971) ins Auditorium geschleudert wurde.



Dass manche hohe Passagen nimmer zu 100% funktionieren, sei Sangesmann Gillan an dieser Stelle verziehen, denn dieser Gentleman feiert im nächsten Jahr immerhin seinen zarten 70er. Dennoch eine absolut respektable Performance dieses nebenbei karitativ engagierten Entertainers, die ihm erst mal einer nachmachen muss. Der inoffizielle Horrorfilmsoundtrack "Vincent Prize" war einer von vier gezockten Tracks des "Now What?!" Longplayers - und auch jener kam beim Kufsteiner Publikum sehr gut an wie das anschliessende Double "Contact Lost"/"The Well Dressed Guitar", ebenso Nummern der Neuzeit, bei denen Steve Morse seine außergewöhnlichen Fähigkeiten nach der Ankündigung seines Sängers (…"the incredible Steve Morse!") zum Besten gab. Ach ja. Dass Morse bei manchen Soli aus der Blackmore-Ära in Sachen Skalierung mitunter seine persönliche Handschrift hinterließ, dürfte wohl kaum jemanden gestört haben.

Weiter ging’s mit "The Mule" (inklusive Drumsolo des immer noch sehr fitten Ian Paice), hernach folgte das psychedelisch angehauchte "Lazy" von "Machine Head" (1972), das beim Einsatz seiner berüchtigten Bluesriffs frenetisch bestürmt wurde - standesgemäß spielte Meister Gillan auf seiner Mundharmonika hierzu, um danach wiederum seinen meist bescheidenen Sidekicks den Vortritt zu lassen. Und mit "Hell To Pay" kehrte das Quintett zu "Now What?!" zurück - was soll man hierzu sagen? Diese Single-Auskoppelung samt ihren luftig-positiven Vibes muss man einfach mögen. Die reguläre Tracklist wurde von einem Don Airey Keyboardsolo, sowie von den Killer-Tracks "Perfect Strangers", "Space Truckin‘" und von der Hardrock-Hymne schlechthin, nämlich "Smoke On The Water", siegessicher abgerundet. Klarer Fall, dass nach solch einer Vollbedienung quasi am Gipfel den Fans nach „mehr“ dürstete. Und es folgte „mehr“. "Green Onions" (ein Cover von Booker T. & The MG‘s) ertönte nach kurzer Verschnaufpause, der ebenso gecoverte Hit "Hugh" (Original: Billy Joe Royal) setzte einen mächtig drauf, dem noch ein Bass-Solo von Roger Glover folgen sollte.



Für den ultimativen Schlusspunkt dieses wundervollen Konzertabends hat sich das rüstige Fünfer-Gespann den Ohrwurm "Black Night" aufgespart. Es dürfte überhaupt die erste Hardrock-Nummer sein, die mir in meinem Leben zu Ohren gekommen ist, die Existenz der 7“- Vinylsingle meiner Eltern ist zumindest ein Indiz dafür. Nach einem rund drei Stunden andauernden Gesamtpaket, bestehend aus toller Live-Musik, technisch top umgesetzter Lichtshow und einer daraus resultierenden Meute von zufrieden wirkenden Rockfans war wieder Schicht im Schacht, und so manch einer wird sich im Anschluss gefragt haben, ob das möglicherweise die allerletzte Tour der englischen Rock Dinosaurier ist bzw. war.



Setlist Deep Purple:

"Après Vous"
"Into the Fire"
"Hard Lovin' Man"
"Strange Kind of Woman"
"Vincent Price"
"Contact Lost"
"Uncommon Man"
"The Well-Dressed Guitar"
"The Mule" (incl. Ian Paice Drum Solo)
"Lazy"
"Hell to Pay"
"Keyboard Solo"
"Perfect Strangers"
"Space Truckin'"
"Smoke on the Water"

Encore:
"Green Onions" (Booker T. & The MG’s cover)
"Hush" (Billy Joe Royal cover)
"Bass Solo"
"Black Night"



Bei allem Lob dieser Gesamtkulisse am Kufsteiner Stadtplatz wollen wir aber ein paar Minuspunkte bzw. Anregungen keinesfalls außer acht lassen. Bei einem Konzert dieser Größenordnung sollte man nämlich erwarten dürfen, dass ausreichend Mobil-WCs (zwanzig Minuten Wartezeit können unter Umständen zur Folter werden) zur Verfügung gestellt werden, sowie, dass die diversen Getränkestände kontinuierlich mit Gerstensaft beliefert werden. Dankeschön im Voraus!

Für die Livebilder bedanken wir uns wieder mal bei unserem "alten" Gefährten Bernhard Schösser, von Freizeit-Tirol.

Zur Fotogalerie von Axel Rudi Pell

Zur Fotogalerie von Deep Purple



Mega Colossus - ShowdownNorth Sea Echoes - Really Good Terrible ThingsWhom Gods Destroy - InsaniumHammer King - König und KaiserSonata Arctica - Clear Cold BeyondLucifer - VKings Winter - The Other Side Of FearMick Mars - The Other Side Of MarsNecrophobic - In The Twilight GreyBlood Red Throne - Nonagone
© DarkScene Metal Magazin