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AC/DC
22.05.2010, Flugplatz Wels, Wels 
 
RedStar
RedStar
(29 Live-Berichte)
Rock n' Roll Train Comes To Your Town! Naja, zumindest fast, jedenfalls “…To Your Country”! Nachdem ich nicht Unsummen für ein Ticket für das im Handumdrehen ausverkaufte 2009er Wien-Konzert (54.000 Zuschauer) bezahlen wollte, sicherte ich mir die Eintrittskarte diesmal frühzeitig. Beim Eintreffen der via Deutschland georderten Tickets ergriff mich nostalgische Vorfreude, kam ich doch zuletzt im Jahre 1991! in den Genuß eines AC/DC-Konzerts. Ist ja schließlich erst schlappe 19 Jahre her ... Metallica, Mötley Crüe, Queensryche & The Black Crowes vervollständigten das seinerzeit legendäre Line Up.

DAS Rock-Open Air der österreichischen Konzertsaison war im Vorfeld nicht unumstritten. Nach zähen Verhandlungen rund um mögliche Beeinträchtigungen der Fauna und Flora konnte den lokalen Behörden ein positiver Bescheid abgerungen und das Konzert veranstaltet werden. In Anbetracht des anstehenden Verkehrskollapses wurde meinerseits auf die Anreise mit dem Auto verzichtet und stilecht und getreu dem Motto mit dem „Rock n´Roll Train“ angereist (allerdings aufgrund des gesetzteren Alters des Rezensenten mit eher rock n´ roll–untypischer Sitzplatzreservierung).

In der Gewissheit, dass ich nicht mit Schuld an möglichen Schäden an der lokalen Vögelpopulation infolge der wuchtigen Schallwellen trage und keine Brachvögel in ihrem Flug- oder Paarungsverhalten irritiert werden sowie beruhigt von der Meldung, dass die Stadt Wels das Open Air Gelände nach etwaigen Bomben(resten) (waren doch Flugplätze beliebte Angriffsziele im letzten Weltkrieg) abgesucht hat, konnte dem Konzertgenuß eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Eigentlich….

Auch wettertechnisch standen die Zeichen eigentlich auf „Nicht-„Sturm, öffnete der Himmel doch am Wochenende davor alle Schleusen und ließ das „Metalfest Austria“ für alle Anwesenden zu einem unvergesslichen Abenteuer werden.

Am Festivalgelände angekommen folgte die – nach dem Gewahrwerden der riesigen Menschenmenge - dringend notwendige Aklimatisierung (sprich Heimsuchung eines Getränkestandes), während die Wiener Nachwuchs-Rock-Combo Kaiser Franz Josef (welch bescheuerter Bandname, da kannst dich ja gleich Franz Ferdinand nennen! ;) ) den dazugehörigen Soundtrack lieferte. Nach diesem weitgehend unbedeutenden Auftritt der drei Jungs wurde der seit vielen Jahren umtriebigen Metal-Band Boon um 18.00 Uhr die Ehre zuteil, das anwesende Publikum rund 50 Minuten zu unterhalten. Wenngleich in der Fachpresse mit guten Kritiken bedacht, waren mir Wiener ein wenig zu unaufregend, zu bekannt und unoriginell klang der Großteil des Songmaterials. Einzig der letzte Song (das Patti Smith-Cover "Because The Night") ließ den Einen oder Anderen im Publikum aufhorchen.

Volbeat:

Danach folgte eine §Lektion in Sachen Coolness und Rock n´ Roll: Volbeat enterten die riesige Open-Air-Bühne vor imposanten Zuschauerkulisse und versprühten von Beginn an gute Laune§. Über unsere Lieblingsdänen und ihre ausverkauften Liveauftritte (zuletzt im Innsbrucker MaxEvents) wurde an dieser Stelle ja schon des Öfteren ausgiebig berichtet. Für den Rezensenten neu war die Erfahrung, die Band außerhalb kleinerer Hallen auf einer amtlichen Festivalbühne zu sehen …oder auch nicht… schließlich waren bei diesem Auftritt noch keine Videowalls aktiviert, sodass dem Großteil des Publikums ein Blick auf die coolen Skandinavier verwehrt blieb – großes „Lob“ geht dabei an die Organisation und das AC/DC Management, das doch tatsächlich die Angst hat, dass ihnen die Vorband die Show stiehlt! ;)

Als der Wettergott um 19.25 Uhr noch gute Laune hatte, starteten die relativ kurzfristig als Anheizer verpflichteten Redaktionslieblinge ihr Set. Neben dem Standardrepertoire "Pool Of Booze…" oder "Still Counting" brachten insbesonders "Guitar Gangsters & CB" oder das flockige Dusty Springfield – Cover "I Only Want to Be With You" Stimmung in die auf den Hauptact wartende Masse. Dem kürzlich verstorbenen Metal-Gesangsgott Ronnie J. Dio erwies Fronter Michael Poulsen Respekt und Anerkennung, indem sie ihm (in einem Atemzug mit dem ebenfalls verblichenen Johnny Cash) "Sad Man´s Tongue" widmeten. Naturgemäß kam Poulsen ob der riesigen Dimension nicht so richtig in Sprechlaune und fand auch nicht den Draht zur anwesenden Riesenmasse, sodass insgesamt der Funke nicht wie bei den kürzlich absolvierten Club/Hallengigs überspringen wollte, dennoch brachten die sympathischen Dänen mit ihrer stimmungsgeladenen Soundmischung zumindest etwas Schwung in den vorderen Teil des Publikums. Mit dem bekannten Slayer "Raining Blood" – Intermezzo beschlossen die Dänen kurz nach halb Neun ihr Set.

Setlist Volbeat:

-The Human Instrument
-Radio Girl
-Sad Man's Tongue
-Hallelujah Goat
-Mr. & Mrs. Ness
-I Only Want To Be With You
-Boa (JDM)
-Pool Of Booze, Booze, Booza
-Guitar Gangsters & Cadillac Blood
-Rebel Monster
-Still Counting



AC/DC:

AC/DC im Jahre 2010 – das sind rüstige Rock n Roll (Beinahe-)Rentner - bringt es die Band doch auf einen Altersdurchschnitt von rund 59 Jahren. Die Großmeister des erdigen, riffbetonten Straight-Ahead-Rocks traten an, den polizeilich bestätigten 95.000 Fans ein Spektakel der Superlative zu bieten.

Um 20.52 läutete das bombastische Comicstrip-Intro mit dem gewaltig donnernden Zug das (größte) Konzertereignis des Jahres ein. Stand-Alone Rockkonzerte in dieser Dimension bringen sonst nur zugkräftige und langgediente Acts wie die Stones oder U2 auf die Beine. Im Fahrwasser dieses zweiten Teils der "Black Ice"-Tour sollte nicht zuletzt der (meiner Meinung nach) komplett überflüssige Soundtrack zu "Iron Man 2" promotet werden. Unter tosendem Jubel geht das Animationsintro nahtlos in die würdige Eröffnungsnummer "Rock n Roll Train" über.

Als der Himmel, provoziert vom lautstark intonierten "Hell Ain´t A Bad Place To Be" sämtliche Schleusen öffnete und einen saftiger Platzregen auf das Konzertgelände niederprasseln ließ, warf sich die Heerschar an in schwarze "Black Ice"-Tourshirts (AC/DC sind wahre Merchandise-Kings!) gewandeten Besucher in den mitgebrachten Regenschutz. Einzig die rot-blinkenden Teufelshörner-Haarreifen erleuchteten das immer düster werdende Szenario (Regen und einsetzende Dunkelheit). Mein Respekt geht dabei an all jene Konzertbesucher, die trotz fast fix angekündigtem Regenschauer in Leinenturnschuhen u./o. spärlich bekleidet anreisten und dem Schlamm zu trotzen versuchten.

Auf der Bühne derweil rüstige Rentner voll drauf: Der 55jährige, klassisch in Schuluniform gewandete Riffmeister Angus Young zappelte über die riesige Bühne wie eh und je und legte weite Strecken auf der 60 Meter breiten Bühne zurück. Rock hält schließlich fit. Der ewige Bon Scott-Ersatz Brian Johnson präsentierte sich gewohnt mit Baskenmütze und nützte den 35 m Laufsteg für Ausflüge mitten ins Publikum. Einzig das früher übliche Unterhemd wurde gegen ein ärmelloses Hemd ausgetauscht. Eines ist klar: Brian und Angus sind die Aktivpunkte bei AC/DC und degradieren die Rhythmussektion Phil Rudd & Cliff Williams samt Young Bruder Malcolm zu reinen Statisten.

Die Altrocker spulten routiniert ihr erprobtes und verinnerlichtes Set herunter, jeder Schritt auf der Bühne sitzt perfekt….§wie es sich bei einem Rock n´ Roll - Zirkus in dieser Größenordnung gebührt und in der dargebrachten Professionalität auch erwartet wird. Der Sound war gut, die Bühnen- und Lichtshow professionell. Nur genau diese Sterilität ist andererseits ein großer Langeweile/Gähnfaktor. Eine Show ohne Überraschungen mit fixem Ablauf kann ich mir schließlich zuhause mit besserer Sicht (TV, Youtube), bequemer (ohne Regen, auf der Couch) und mit besserem Service (WC, Kühlschrank etc.) gleich gut ansehen. Mit einer (eigentlich auf der Hand liegenden!) spontanen Ansage über den übel einsetzenden Regen (manche sprachen sogar von kleineren Hagelschauern!?) träfe man beispielsweise den Nerv des Publikums und könnte zeigen, dass man sich abseits der Professionalität ein Fünkchen Spontaneität und Fannähe bewahrt hat. Diese Chance wurde leider verpasst.

Auch die
Setlist barg keine Überraschungen:
Neben "For Those About to Rock (We Salute You)" sowie "Dirty Deeds Done Dirt Cheap" von den jeweils gleichnamigen Alben waren naturgemäß Megascheiben wie "Back In Black" mit 4, "Let There Be Rock" und "High Voltage" mit jeweils 3 sowie "Highway To Hell" mit zwei 2 Songs überproportionial vertreten.

Ein wenig schade, wenn auch bezeichnend für das danach geschriebene Songmaterial war, dass
bis auf die 4 Nummern vom 2008er "Black Ice" – Album und dem unvermeidlichen Bandclassic "Thunderstruck" (vom 1990er "The Razors Edge" Album) keine Nummer von einem Album nach 1981! (also "For Those …") gespielt wurde und somit der gesamte Zeitraum von fast 30 Jahren ausgespart wurde. Zumal die Band wirklich aus einem reichhaltigen Fundus schöpfen könnte und dies der 2. Teil der "Black Ice" Tour war, könnte man sich den Luxus leisten und 1 oder 2 Überraschungen einbauen.

Setlist AC/DC:

-Rock n' Roll Train
-Hell Ain't A Bad Place To Be
-Back In Black
-Big Jack
-Dirty Deeds Done Dirt Cheap
-Shot Down In Flames
-Thunderstruck
-Black Ice
-The Jack
-Hells Bells
-Shoot To Thrill
-War Machine
-High Voltage
-You Shook Me All Night Long
-T.N.T.
-Whole Lotta Rosie
-Let There Be Rock
---
-Highway To Hell
-For Those About To Rock (We Salute You)

Auch showtechnisch war alles beim Alten … die wilde, aufgeblasene Rosie, die den "Rock n' Roll Train" reitet ("Whole Lotta Rosie"), die obligatorische Riesenglocke, an die sich Brian Johnson hängt ("Hells Bells" und die Kanonen ("For Those…"), die die Massen in die Nacht über den schlammbedeckten Boden gen Ausgang schickten….nett auch die Stripeinlage von Angus bei "Big Jack", bei der sich der Altrocker bis auf die Unterhose (mit AC/DC Logo) entblößte. Doch sind wir uns ehrlich, wer will einen fast 60jährigen strippen sehen? Noch dazu (nachdem ca. 80 % der Zuschauer eh keine Sicht auf die Bühne hatte) auf einer Videowall?

Nach ca. 2 Stunden, 17 Songs und 2 Zugaben Old – School Rock n´ Roll verließen die Australier die Bühne, das Projekt „Wels Bells“ näherte sich der Endphase, die nahezu 100.000 Leute bewegten sich balancierend über den knöcheltiefen Schlammboden gen Ausgang, um weiter in portionierten Prozessionen zu Bussen, PKWs oder Eisenbahn zu pilgern.

Fazit: Ein solides Rockkonzert der Superlative mit den bekannt-üblichen Songs und Gimmicks, ohne Überraschungen, gepflegte Routine also, classic AC/DC. Wie ein Treffen mit vertrauten Bekannten, die man schon lange kennt und mit denen man über alte Zeiten plaudert. AC/DC: Jederzeit (in möglichst kleinerem Rahmen) wieder, man weiß ja schließlich, was man aneinander hat, aber nicht, wann die nächste Wiedersehen stattfindet. Eines ist allerdings klar: Eine AC/DC – Show ist ein routiniertes Unternehmen, der wahre Rock n Roll findet definitiv bei anderen Bands, in anderen Lokalitäten und vor anderem Publikum statt!



PS:

Nach den bekannten
Problemen im Vorfeld des Konzerts sowie den im Nachgang angedrohten Klagen von Umweltaktivisten rief auch die Organisation des Konzertes zwiespältige Reaktionen hervor. Neben sonstigen, allgemeinen Weh-Wehchen bei derartigen Großveranstaltungen waren die Hauptkritikpunkte wie folgt:

• überteuerte Getränke- und Merchandisepreise (Tourshirt 30 Euro),
• zu kleine Videowalls,
• Schlammboden aufgrund unzureichender Rindermulchung (trotz Regenwarnungen),
• zu viele (teils aggressive) Betrunkene/bzw. Nichtmusikfans (in die Jahre gekommene Herren, denen von der Gattin Ausgang gewährt wurde, was diese weidlich ausnützten und kräftig dem Alkohol zusprachen),
• teils schlechtes Personal an den Bars,
• das Gelände nur nach langem Fußmarsch erreichbar,
• teure Parkplatztickets (11 Euro),
• keine Shuttle-Busse,
• keine Videowall bei Volbeat bzw. den Vorbands,
• keine Volbeat-Shirts am Gelände zu kaufen etc.

Ärgerlich auch der
Ticketwahn im Vorfeld des Konzerts: Zuerst als „Sold Out“ deklariert, tauchten auf wundersame Weise noch genügend Tickets auf ... zuerst als ÖBB-Kombipackages, später als reguläre Tickets. Irgendwie hatte es auch den Anschein, dass die Stadt Wels auf einen Ansturm in dieser Größenordnung nicht gefasst war. Man munkelt auch, dass ein Konzert dieser Größe in Wels so schnell nicht mehr über die Bühne gehen soll.

Lustige Anekdoten am Rande waren die teils allergischen Reaktionen auf den ausgestreuten Rindenmulch oder der Semi-Skandal betreffend die vom Welser Tourismusverband in Anspielung auf die Brachvögel angefertigten T-Shirts mit der ironischen Aufschrift "Wir sind gut … zu Vögeln"
Neben den obligatorischen Schlammsurfern waren auch die Ansagen amüsierend, man möge bei Konzertende nicht im Pulk gen Ausgang strömen, sondern sich doch noch ein Bierchen an den Getränkeständen gönnen….wenngleich diese bereits fast alle geschlossen hatten und man wenig Lust verspürte, nach einem langen Tag und gegen den Zuschauerstrom durch knöcheltiefen Schlamm watend am riesigen Gelände nach noch geöffneten Getränkeständen Ausschau zu halten.


Besonderer Dank für die tollen Fotos gebührt meinem Kollegen Daniel Winkel - Cheers Dude!§
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