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Sabaton, Hell
16.12.2011, Koko Camden, London 
 
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
Bereits zum wiederholten Male sind die Darkscene Rock Tours nun also in Sachen Flugmeilen unterwegs, und nach bisherigen Reisen nach New York und Stockholm war abermals London das Ziel der Begierde.
Wenigen Wochen nach Motörhead’s Auftritt im seligen Hammersmith (zum Livereview), und nur zwei Tage nach einer fetten sold-out Stadionshow von Def Leppard, Mötley Crüe und Steel Panther in der sagenumwobenen Wembley Arena (zum Livebericht), sollte heute also die Zeit gekommen sein, Zeuge eines Club Events im für Musikfreaks so heiligen London zu werden. Waren die Teilnehmer der Darkscene Rock Tour 2011.2 im Vorfeld des Sabaton / Hell Konzerts noch etwas skeptisch, ob am heutigen Abend auch genügend Metalheads ihren Hintern zur Show bewegen würden, stellt sich diese brisante Frage spätestens nach Verlassen der U-Bahn nicht mehr.

Bereits mit den ersten kühlen Brisen außerhalb der Underground strahlt einem nicht nur das altehrwürdige, erhaben gepflegt und schlicht wunderschöne Koko Theater entgegen, auch hunderte vor dem Club in Reih und Glied stehende Metalheads aller Arten zeugen bereits jetzt davon, was wir heute noch erleben sollten.



Sabaton würden hier und heute abräumen. Das war klar, als wir die Schlange (wie immer eine gesittet und effiziente Zweierreihe, zu der hierzulande die meisten unsrer üblicherweise "rücksichtslos und egoman veranlagten" Konzertbesucher gar nicht fähig wären) vor den Toren erfassten, und das wurde mir im sympathisch ausufernden Plausch mit Sabaton Basser und Manager Pär zunehmend bestätigt. Pär Sundström, mit dem wir bereits vor einigen Monaten ein ausführliches und sympathisches Interview verfasst haben bestätigt, dass die Schweden beim heutigen One-Off Gig vor ausverkauftem Hause stehen würden, obwohl sie zuvor erst wenige male in Großbritannien gespielt hatten.
Die Fans seien hungrig auf Sabaton und eine rauschende Heavy Metal Nacht, in der sich im Vorprogramm mit Hell zudem legendäre Matadoren der englischen Szene und einer der momentan besten Acts für traditionell angehauchte Metalheads die Ehre geben würden.

Dazu später mehr, vorab muss man sich hier, ob der Schönheit der Impressionen, kurz mit dem Ort des Geschehens befassen:



Das Koko ist nämlich ohne jeden Zweifel ein absoluter Traum! Nur ein Club für Konzerte? Ich wage zu behaupten, dieses Venue ist eine der schönsten und stimmungsvollsten Locations Europas. Voll anmutender Eleganz und Schönheit, voll Würde und Dramatik. Der perfekte Rahmen für das was heute folgen sollten und für mich die beste Konzertlocation, die ich in weit über 20 fanatischsten Metaljahren quer durch Europa sehen durfte. Traumhaft.
Allein dieses wundervolle Theater mit herrlichem Eingangsbereich, den Balkonreihen und Logen, den stylischen Bars auf allen Ebenen ist eine weitere Reise wert.



Eröffnet im Jahre 1900 als Camden Theatre und in seinen ersten Jahren die Heimat von Charly Chaplin Shows, wurde das Theater zwischen 1914 und 1940 als Kino genutzt. Nach 20 Jahren Stillstand öffnete das Gebäude im Jahre 1945 seine Pforten neuerlich, um als BBC Theatre zu fungieren. 1964 nehmen die Rolling Stones dann genau hier ihr Livealbum "Camden Theatre 1964" auf, und im Jahre 1970 wird das wunderbare Auditorium zu The Music Machine. Der Punk findet seine Heimat in Camden und die Sex Pistols oder The Clash geben sich für legendäre Momente der Musikgeschichte die Ehre. In Folge residieren natürlich auch Iron Maiden im legendären Theater, das im Jahre 1982 in Camden Place umbenannt wird, um zu einem Fixpunkt nationaler und internationaler Acts zu werden. Die New Romance Szene Londons findet ihren Platz, und das Venue wird zum Spielplatz für die coolsten und abgefahrendsten Kids Londons. Auch eine einst blutjunge Künstlerin namens Madonna spielt übrigens genau hier ihre erste UK Show.
2004 wird The Camden Place dann neuerlich geschlossen, verdammt viel Geld und noch viel mehr Liebe werden investiert, um das altehrwürdige Venue in neuem Glanz, und ausgestattet mit modernster Technik unter dem Namen Koko erstrahlen zu lassen, und neben einer Vielzahl von Metal Bands auch renommierten Pop Künstlern wie Prince, Amy Winehouse, Coldplay oder Noel Ghallager die perfekte Kulisse zu bieten.



Aber genug über eine Location geschwärmt, die den Eintrittspreis und eigentlich die gesamte Reise allein schon wert gewesen wäre. Kommen wir endlich zu den beiden großartigen Bands, zwei meiner aktuellen Lieblinge, und genau jene zwei Bands, die diese Nacht und ihren Rahmen endgültig unvergesslich und zu meinem absoluten Highlight des gesamten London Trips machen sollten:

Hell

Pünktlich um 18:45 gehen die Lichter erstmals aus. Mystisch mittelalterliche Bilder kleiden die, in blaues Licht gehüllte, Bühne. Die "alten Hasen" von Hell erklimmen das Zentrum der Macht und exerzieren eine Show, die sie wohl genau so bereits in den 80er Jahren geboten haben, bevor ihr Frontman und Chefdenker Dave G. Halliday im Jahre 1987 leider Gottes das Zeitliche gesegnet hat.
Dass Hell in David Bower einen perfekten Ersatz und vielleicht noch viel mehr gefunden haben, bewies bereits "Human Remains" (zum Review). Dass die Briten aber trotz ihres gesetzten Alters solch eine Bühnenpräsenz auffahren, und nebst großartiger Heavy Metal Klänge in bester 80er Jahre Tradition, dennoch zeitgemäß druckvoll und voll von Dramatik und Atmosphäre, auch einen der derzeit imposantesten Frontmänner präsentieren können, ist ohne Frage das Tüpfelchen auf dem i.

Allein die Optik der Band könnte nicht besser zu dem heutigen Rahmen und einer Show im dunklen London passen. Alle Musiker sind schwarz und stilvoll gekleidet, die Gesichter weiß geschminkt, als ob sie für die Erzählung furchterregender Stories direkt aus der Hölle gesandte Untote aus den dunklen Gassen des 19. Jahrhunderts wären. Jeder einzelne der Herren wäre ein gefundenes Fressen und Bereicherung für das London Dungeon. Der mit schwarzen Linsen und noch viel schwärzerer Dreadlockmatte posierende Kev Power, "Ronnie-James-Dio-Zombie" Tony Speakman am Bass und Andy Sneap sind allerdings trotz ihrer sensationellen Optik und souverän einstudierter Performance nur perfekt funktionierende, und sich selbst nie in den Vordergrund rückende Nebendarsteller des gesamten Schauspiels.

An vorderster Front steht Frontman David Bower. Ein Zeremonienmeister, ein Wahnsinniger, ein Könner. Nicht genug, dass der Mann mit seiner Dornenkrone und roten Kontaktlinsen gestikuliert, als ob er am Broadway wäre. Er entlockt seiner Stimme auch exakt jene ungeheuer abwechslungsreich und schwierigst zu singenden Töne, die auch "Human Remains" zu etwas ganz Besonderem machen. Der Mann muss ein wundervoller Musical Schauspieler oder Theaterdarsteller sein (in der Tat hat er bereits sehr viel Erfahrung als Schauspieler und TV-Act, wie wir im Interview mit Andy Sneap erfahren durften). Anders ist solch eine inbrünstig packende Performance gar nicht möglich. Mal vom Rednerpult pochende und urteilend, mal sich selbst den blutroten Rücken geiselnd oder durchs Publikum schreitend um den Exorzisten zu mimen, ist dieser wie paralysiert agierende Frontman das Kernstück einer Wahnsinnshow, ja einer perfekten Theateraufführung wie sie nirgends einen besseren Rahmen hätten finden können als hier, denn wo soll man Hell und ihre zutiefst theatralischen Erzählungen über die gespenstisch und grausamen Geschehnisse des britischen Mittelalters noch stilgerechter erleben, als in solch historischem Ambiente?

Es ist mittlerweile wohl hinlänglich bekannt, dass "Human Remains" für mich eines der besten Metal Alben der letzten 20 Jahre ist, aber auch all jene, die Hell bis heute nicht kannten oder derart liebten waren nach dieser Performance beeindruckt. Beeindruckt von perfektem Styling, perfekten Choreografien und einer noch viel perfekterer Performance eines Blicke fesselnden Frontschauspielers und aller Musiker, die selbst die mehrstimmig gesprochenen Intros in ebenso irr, wie auch perfekter Weise inszeniert haben.

Unfassbar! Besser als Hell kann man den mystischen Geist dunkler britischen Geschichten und Sagen kaum heraufbeschwören. In solch einer Dramatik und schauspielerischen Tiefe hat seit King Diamond niemand mehr perfekten 80er Jahre Metal transportieren können, und müsste ich jetzt schon die altehrwürdigen hallen des Koko verlassen:
Ich wette die Strassen wären mit Stroh, Steinen und Erde gepflastert, die dunklen Gassen wären übersät mit Leid, Tod und Elend, die Szenerie wäre nur von gedämpftem Licht erhellt und wahrscheinlich würden auch noch von dunklen Gestalten geführte schwarze Kutschen an Scheiterhäufen vorbeifahren….brrr….

Setlist Hell:
1. Overture (Themes From 'Deathsquad')
2. Let Battle Commence
3. On Earth as It Is in Hell
4. Plague and Fyre
5. The Quest
6. The Oppressors
7. Blasphemy and the Master
8. Macbeth
9. Save Us From Those Who Would Save Us



Es war großartig. Es war beeindruckend und genial. Wer nun allerdings glaubte, alles gesehen zu haben, der täuschte gewaltig. Der wahre Orkan sollte – vor Allem stimmungstechnisch – erst noch über uns 5 und die anderen 1.395 Anwesenden hereinbrechen.

Sabaton

Das Theater kocht bereits Minuten vor dem Start, Sabaton Sprechchöre und adrenalingeschwängerte Luft verkünden Fulminantes. Die Balkone und Logen vibrieren, das ehrwürdige Koko scheint die Spannung und den Enthusiasmus geradezu aufzusaugen, Smalltalks und massives Flaggenaufkommen bestätigen die These, dass neben uns fünf Tirolern auch mindestens 100 Abgeordnete der Sabaton Panzer Batallion Poland vor Ort sind, um mit dem Rest der euphorischen Meute völlig durchzudrehen.

Fulminant! Ein anderes Wort dafür was hier und heute passiert gibt es einfach nicht. Bereits während des traditionellen "The Final Countdown" Intros geht hier alles durch die Decke. Europe und ihr Jahrhunderthit werden abgefeiert, als ob es kein Morgen gäbe. Jede einzelne Silbe von Joey Tempest wird bis zum Anschwellen der Halsschlagadern in das Auditorium gebrüllt, bebende Balkone, wehende Fahnen und das lauteste Publikum das ich seit der seligen Iron Maiden Reunionsshow 1999 in Paris erlebt habe, verzieren unsre kompletten Körper mit einer Gänsehaut, die sich im normalen Leben nur Clive Barker ausdenken könnte.
Es ist sagenhaft und es soll ein Triumphzug werden, den sich keiner von uns auch nur annährend so ausgemalt hätte.

"Hello London. We are Sabaton and this is "Ghost Division"…."
Genau jetzt gibt es kein Erbarmen mehr. Sabaton marschieren in gewohnt perfekter, adrenalingeladener und sympathischer Manier in einen gnadenlosen Triumph. Die Schlacht ist bereits nach wenigen Minuten gewonnen und wird bis zur letzten Sekunde auf Dauerfeuer exerziert. Wie uns Manager Pär vorher angekündigt hatte, haben die Schweden heute keine feste Setlist. Um die Crowd, die ihnen ohnehin völlig willenlos aus der Hand frisst, jedoch gleich zu Beginn total durchdrehen zu lassen, schmettern Sabaton aber bereits gleich zum Start der Show ihre größten Kaliber in die Menge. "Primo Victoria" macht das Koko zu einem bebenden Tollhaus, "40:1" und das magische "Cliffs Of Gallipoli" lassen keine Zweifel darauf aufkommen, dass diese Jungs einer der potentesten und talentiertesten Acts unserer Zeit sind.

So viele Hits wie Sabaton bereits nach wenigen Alben am Buckel haben, schreiben andere Bands in sieben Leben nicht. Dass die Kombination aus Bombast, treibenden Rhythmen, amtlichem Stahl und liebevoll und schamlos inszenierten 80er Jahre Zutaten in jedem verdammten Club dieser Erde funktioniert, bestätigt heute sogar unser – bislang eher Sabaton resistenter - Hollywood Korrespondent Maggo, dem es eine Gänsehaut nach der anderen über die Nackenhaare jagt und der – so wie wir alle – aus dem Staunen über eine schweißtreibend perfekte Show vor unfassbarer Kulisse, und noch viel unfassbarer Stimmung, einfach nicht mehr raus kommt.

Die Publikumsreaktionen sind dementsprechend famos. Es wird geschrien, es wird getanzt, es wird gefeiert, gebangt und gesoffen. Das ist Metal Party pur! Allergrößtes Entertainment. Geboten von Vollprofis, von Könnern und von sympathisch bodenständigen Metalheads wie Sabaton, denen man den Spaß und den Stolz und die Überwältigung immer wieder aufs Neue anmerkt, und die man genau deshalb einfach mögen muss!

Der Rest ist Geschichte. Joakim lässt das Publikum nicht mehr los. Seine sympathischen, ehrlich und witzigen Ansagen, seine Interaktion mit den Fans um rauszufinden, welchen Song sie denn nun gerne hören würden, ist einfach köstlich und so ist es wenig überraschend, dass bei der folgenden Darbietung von Deluxe-Headbangern wie "Screaming Eagles", "Panzerkampf", "Wolfpack", der epischen Überhymne "The Price Of A mile", oder dem alles in Grund und Boden drückenden "Uprising" weder für Genick, noch für den Durst ein Halten gibt.

Alle sind happy. Die Stimmung ist durch und durch genau so positiv, wie sie diese bodenständige Band ausstrahlt und verdient. Jeder einzelne ist in Ekstase, Sabaton spielen sich in eine rauschende Nacht voll Hits und ohne Fehl und Tadel, die uns immer wieder konstant die Kinnlade gen Boden klappen lässt, und die nach einem bewährten Metal Medley und knapp 100 Minuten perfekten Heavy Metal Entertainment leider viel zu schnell vorbei ist.

Setlist Sabaton:
1. Intro (The Final Countdown)
2. The March To War
3. Ghost Division
4. Primo Victoria
5. 40:1
6. Cliffs of Gallipoli
7. Screaming Eagles
8. Coat of Arms
9. The Price of a Mile
10. Wolfpack
11. Talvisota
12. Panzerkampf
13. Uprising
14. White Death
15. Back in Control
16. Swedish Pagans
17. Panzer Battalion
18. Attero Dominatus
19. Purple Heart
20. Metal Ripper
21. Metal Medley



Nach diesem Konzert, und während wir mit anderen Sabaton Maniacs die (gottlob auch nachts) quieklebendingen Straßen und Clubs von Camden Town durchstreifen, sind wir uns alle einig:
Obwohl jeder einzelne von uns in der Vergangenheit bereits viele hunderte Shows rund um den Globus erlebt hat:
Diese Nacht wird keiner mehr vergessen!
Dieses rundum perfekte Package aus einer perfekten, stimmungsvoll und edlen Location, zwei unglaublich geilen Bands und einem friedlich aber nahezu unfassbar enthusiastischen Publikum, das sich anfühlte, als ob es mit Marschierpulver vollgepumpt gewesen wäre, geht in die Geschichte ein. Diese Show zählt ohne Frage zu den Top 5 meiner persönlichen Konzertgeschichte und ich bin mir sicher, nein ich weiß, dass meine Kollegen genau so denken.


Und sicher nicht nur deshalb, weil wir wieder mal die, bei Darkscene Rock Tours fast schon "legendäre", 4-Biere-Marke geknackt haben….

London wir kommen wieder! Cheers!


(Die vor Ort kämpfende Redaktion nach der schweißtreibenden Show und den leidigen 4 Bieren...)



Für die Livebilder bedanken wir uns bei Richard Foster.















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