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Atlantean Kodex - Gerechtigkeit denen, die den Mut zum Risiko haben.
Atlantean Kodex - Gerechtigkeit denen, die den Mut zum Risiko haben.  
Es gibt sie ja doch noch. Die Gerechtigkeit, die denen zuteil wird, die Risiken eingehen, um der Szene neue Impulse zu geben. Nichts anderes war der Beweggrund von Manuel Trummer vor einigen Jahren die Band Atlantean Kodex ins Leben zu rufen...
Bruder Cle
Bruder Cle
(8 Interviews)
Es gibt sie ja doch noch. Die Gerechtigkeit, die denen zuteil wird, die Risiken eingehen, um der Szene neue Impulse zu geben. Nichts anderes war der Beweggrund von Manuel Trummer vor einigen Jahren die Band Atlantean Kodex ins Leben zu rufen. Raue aber inspirierte und sehr ursprüngliche Musik abseits aller Trends anstatt schablonenhaft zusammengebastelter Songs, die in Form fett produzierter Midifiles veröffentlicht werden. Als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur der Uni Regensburg und als Autor des Buches "Sympathy for the Devil? Transformationen und Erscheinungsformen der Traditionsfigur Teufel in der Rockmusik" hat Manuel aber noch viel mehr zu sagen, als Noten ausdrücken können. Zum Beispiel zum Zustand der aktuellen Heavy Metal-Szene, ihres Platzes in unserer Gesellschaft, der zunehmenden Verkommerzialisierung und Eventisierung und vieles mehr. Aber lest selbst…

DarkScene: Welche Gefühle löst es bei Dir aus, wenn Euer Album "The White Goddess" in der Metalszene so begeistert aufgenommen wird?

Manuel: Naja, zuerst war ich total überrascht und dann war ich natürlich sehr stolz darauf. Es waren schon besondere Momente, als in Griechenland der ganze Laden die Texte mitgesungen hatte. Irre.

DarkScene: Wegweisende Alben wie "The White Goddess" (zum Review) lösen im Underground Minitrends aus wie es ja schon bei Bands wie bei den Portugiesen Ravensire oder den Kanadiern Gatekeeper spürbar wird? Wird Euch das beim Songwriting beeinflussen und eventuell den Druck erhöhen, den Erwartungen gerecht zu werden oder besonders innovativ sein zu wollen?



Manuel: Das kann ich mir bei anderen Bands gut vorstellen, aber für uns ist Druck von außen nicht entscheidend. Wir sind ja von unserer Musik nicht abhängig. Für uns gelten daher nur unsere eigenen bandinternen Maßstäbe. Es geht rein um unser subjektives Gefühl. Auch wenn man uns jetzt mit "beste Band", "bestes Album" etc. Superlativen eindeckt, wir heben da sicher nicht ab. Für sind ja auch schon etwas älter und gesetzter. Bei manch jüngerer Band kann ich mir schon vorstellen, dass sich das schnell Arroganz einstellt, aber nicht bei uns.

DarkScene: Momentan wird Heavy Metal wie in der zweiten Hälfte der 80er in Amerika rettungslos kommerzialisiert. Große TV-Sender berichten live von Wacken und ähnlichen Events, es gibt Heavy Metal Cruises, etc., aber auch der Underground wird in gewisser Weise kommerzialisiert. Wo ist für Dich die Grenze - was ist noch Heavy Metal Underground was nicht mehr?

Manuel: Die Grenze ist für mich da erreicht, wo nicht mehr die Musik im Vordergrund steht. Bei Wacken sind viele Leute, die die Bands gar nicht mal kennen, die da spielen und auch bei manchen Heavy Metal Kreuzfahrten ist das schon völlig aus dem Ruder gelaufen. Es geht nur mehr um den Konsum. Wenn man Teil der Bewegung sein will, muss man sich nicht mehr mit der Musik beschäftigen, sondern kauft sich eben einfach ein Ticket und ist Teil des Events. Dadurch geht die gesellschaftliche Sprengkraft von Heavy Metal völlig verloren, sein sozialkritisches Element.

DarkScene: Wo würdest Du Bands wie Powerwolf oder Sabaton in Deinem Heavy Metal Universum einordnen?



Manuel: Das ist eine schwere Frage, denn ich kenn die Musiker nicht persönlich. Natürlich ist deren Musik kommerziell und strategisch hat das alles seine Berechtigung. Wenn es nur mehr um Party und Kommerz geht, ist allerdings der Punkt erreicht, wo das ganze ins Negative kippt. Andererseits muss man sehen, dass sie viele junge Kids an die Szene heranführen. Und die entdecken dadurch dann wieder viele andere Bands und bleiben dann der Szene verbunden.

DarkScene: Meine Ohren sagen mir seit "The Golden Bough" (zum Review), dass ihr Euch auch soundtechnisch völlig von allen Trends und Entwicklungen des letzten Jahrzehnts abkoppelt. Richtig?

Manuel: Ja, absolut. Das war auch einer der Hauptgründe, warum ich die Band gegründet habe. Wir wollten herausfinden, was mit unserer "Do it yourself"-Methode und ohne Produzent alles erreichbar ist. Und unser Sound passt auch gut zu unserer Musik.

DarkScene: Kannst Du Dir vorstellen – sollte eine Band an Dich herantreten – mal jemand anderen zu produzieren?

Manuel: Das hängt davon ab. Songs und Musik müssten mir auf jeden Fall gefallen. Grundsätzlich könnte ich mir z. B. schon vorstellen, Bands wie Ravensire oder Gatekeeper zu produzieren. Das wäre schon überlegenswert, hängt aber auch von zeitlichen Faktoren etc. ab.

DarkScene: Die Kommerzialisierung des Metal ist aber eigentlich nur eine Facette eines immer weiter fortschreitenden Prozesses in unserer Gesellschaft, der immer mehr normiert. Als Beispiel sie die überbordende "political correctness", der Nichtraucherwahn und ähnliches genannt – etwas was in den 70ern und frühen 80ern so einfach nicht existent war. In einer immer wohlhabenderen Gesellschaft werden wir immer unfreier…

Manuel: Das ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite haben wir heute schon wesentlich mehr Freiheiten als früher. Gerade wenn wir an die Rechte von Frauen, Minderheiten, Jugendliche oder Homosexuelle denken. Aber es sind Scheinfreiheiten. Es ist nur ein kleiner Bereich, in dem wir wirklich mitbestimmen können. Der große Käfig bleibt. Bei den Wahlen hat man nicht das Gefühl, dass seine Stimme noch wirklich was bewirkt, da der große Rahmen schon vom System, Industrie und Konzernen vorgegeben ist. Es gibt so eine Art Restdemokratie, in der sich der Bürger der Illusion hingeben kann, noch was zu bewirken. Und der Heavy Metal ist ja immer nur ein Abbild unserer Gesellschaft. Und gerade die bereits angesprochene Verkommerzialisierung und Eventisierung spiegelt sich eben auch hier wieder.



DarkScene: Viel in der Musik und den Texten von Atlantean Kodex und auch der Bandname selbst lösen bei mir Gedanken an die Geschichte der Zivilisation und die Entwicklung von Religion und Kultur aus. Ich vermute, die Geschichte der Zivilisation, der Schrift etc. ist viel älter als momentan gelehrt wird und ich denke auch, dass die Entwicklung der Zivilisation nicht linear verlaufen ist sondern immer wieder von Rückschlägen gekennzeichnet war. Wie siehst Du das?

Manuel: Bezüglich des Alters unserer Zivilisation halte ich mich als Wissenschaftler lieber an die bekannten Fakten. Und nach heutigem Wissensstand reicht sie eben beachtliche 40.000 Jahre zurück. Was ich aber sehr spannend finde, ist, dass sich 70 % der europäischen Bevölkerung auf gemeinsame Vorfahren zurückblickt, die schon vor 15 bis 16.000 Jahren in der Mittelsteinzeit hier gelebt haben. Das ist insofern erstaunlich, da alles was heute als staatenbildende Identität ins Treffen geführt wird, viel viel später entstand. Keltisches oder germanisches Erbe etc. ist sehr künstlich. Wir sind aber als Europäer eigentlich viel näher untereinander verwandt als wir denken.

DarkScene: Hast Du eigentlich ein Lebensmotto oder eine religiöse Überzeugung, die Du mit Deinem Publikum teilen möchtest?

Manuel: Ich bin kein religiöser Mensch. Alles nur Spekulation. Ich weiß aber, das im Menschen etwas steckt, das er wecken kann. Wenn ich zum Beispiel allein im Wald spazieren gehe, spüre ich schon, das etwas Größeres in uns steckt. Aber ansonsten bin ich ein sehr erdiger und weltlicher Mensch. "Das Beste am Leben ist, das wir ein Leben haben". Das ist auch das Motto von "The White Goddess".

DarkScene: Wie stehst Du eigentlich zu religiös radikalen Bands wie Watain oder The Devils Blood?

Manuel: Ich finde beide Bands waren und sind für die Metalszene wichtig. Vor allem der ästhetische Aspekt und das künstlerische Konzept, die ich besser und spannender finde als ihr musikalisches Schaffen.



DarkScene: Wird das Label Iron Kodex eigentlich irgendwann wieder auferstehen oder siehst Du heute keine Notwendigkeit mehr, ein weiteres Undergroundlabel zu betreiben, weil es schon genug gibt?

Manuel: Das ist eine gute aber auch schwierige Frage. Vielleicht hast Du recht und es ist wirklich nicht mehr notwendig. Vielleicht hab ich aber auch wieder mal Lust was zu machen. Ich werde wohl mal wieder mit Rebecca reden müssen, haha.

DarkScene: Wie radikal darf oder muss sogar Heavy Metal sein? Und wie siehst Du im Zusammenhang mit dieser Frage die Geschehnisse in der Black Metal-Szene in den frühen 90ern?

Manuel: Ich wandle die Frage mal kurz ab: Wie radikal darf Kunst sein? Ich habe ehrlich gesagt, darauf keine Antwort. Ich denke die Grenze ist dort, wo das Leib und Leben anderer Menschen beeinträchtigt wird. Andererseits gibt es aber auch Künstler wie G.G. Allin, die bei ihren Konzerten das Publikum verprügelt haben. Und die Leute, die auf seine Konzerte gingen, wussten das und nahmen es in Kauf. Ich denke aber, die persönliche Freiheit des Publikums muss auf jeden Fall gegeben sein.

DarkScene: In der Musik von Atlantean Kodex hört man so viele Einflüsse heraus, das ich davon ausgehe, das Du auch privat sehr vielschichtig hörst. Black/Death Metal? Auch viele dieser neuen 70er inspirierten Rockbands?

Manuel: Ich höre alles querbeet und bin recht breit aufgestellt, was meinen Musikgeschmack angeht. Ich höre viel 60er Jahre Rock und bin ein riesiger CCR-Fan. Uriah Heep, Deep Purple und vor allem britische Folk- und Countrymusik find ich sehr inspirierend. Ich höre aber auch sehr gerne Fates Warning-Scheiben aus den 80ern und epischen US-Metal generell. Im Black Metal mag ich eher das anspruchsvolle Zeug als die Scheiben der frühen 90er. Da geht es bei mir eher in die Richtung Lunar Aurora, Wolves In The Throneroom. Old school Death Metal war meine erste Liebe Ende der 80er. Da liebe ich besonders die alte schwedische und finnische Schule. Und da gibt es jede Menge cooler, neuer deutscher Bands. Spontan fallen mir da z. B. Necros Christos ein.

DarkScene: Nächstes Jahr spielt Ihr auch am PartySan – das wird besonders spannend oder? Was denkst Du fasziniert Black- oder Death Metal-Fans an Atlantean Kodex?

Manuel: In der Tat. Ich denke mal, dass die Fans uns deshalb lieben werden, weil zwischen dem ganzen Gerümpel halt auch mal eine melodische Bands spielt, zu der man headbangen und die Songs mitsingen kann. Und der Spirit des Underground verbindet uns sowieso. Wir kommen da aus dem selben Eck von der Einstellung her.



DarkScene: Ist "The White Goddess" Euer "Reign In Blood" oder "The Number Of The Beast" oder glaubst Du, dass Ihr Euer Meisterwerk noch vor Euch habt?

Manuel: Haha, "The White Goddess" ist unser "Kings Of Metal", weil sie viel produzierter klingt und die Arrangements viel länger ausgetüftelt wurden. "The Golden Bough" ist hingegen eher unsere "Into Glory Ride", viel roher und ursprünglicher.

DarkScene: Was ich sehr interessant finde – im Euren Fotoarchiven findet man auch solche von alpinen Brauchtümern wie Krampus-Gestalten. Fasziniert Dich dieses Brauchtum?

Manuel: Absolut. Das ist meine Kultur und ich finde das total spannend. Ich weiß gar nicht, warum jeder immer Wikinger oder Kelte sein will. Die spannendsten kulturellen Ausdrucksformen liegen genau vor unserer Haustür und ich finde es total seltsam, dass sich nicht mehr Bands damit beschäftigen.

DarkScene: Bitte noch ein paar ganz kurze Fragen: Was hältst Du von Paläo-SETI (die Idee, dass unsere Zivilisation in der Vergangenheit von Außerirdischen beeinflusst wurde)3?

Manuel: Spannende Idee, aber ich glaub nicht daran.

DarkScene: Wie alt ist die Sphinx?

Manuel: Da gibt es unterschiedliche Meinungen und die Zeitspannen gehen extrem weit auseinander - von 13.000 Jahren bis hin zum klassischen Geschichtsmodell. Als Wissenschaftler halte ich mich da eher an die etablierten Fakte und Meinungen.

DarkScene: Was ist Deine Lieblings-Verschwörungstheorie?

Manuel: Die von Neuschwabenland und das die Nazis mit Hitler in die Antarktis geflohen sind, dort die Flugscheiben weiterentwickelt und damit sogar in den Irak-Krieg eingegriffen haben. Sehr bizarr.

DarkScene: Wie viel Prometheus steckt in Luzifer? Und wäre das nicht ein schönes Leitmotiv für einen Song bzw. ein ganzes Album?

Manuel: Luzifer und Prometheus sind extrem spannende Figuren, die man natürlich leicht politisch umdeuten kann. Wesen, die von den Göttern, den Mächtigen bestraft werden, weil sie den Menschen das Feuer bzw das Licht der Aufklärung brachten. Das Element der Rebellion passt eben auch perfekt zum Heavy Metal.

DarkScene: Wir bedanken uns für das Interview.


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